„Pura vida“ in Costa Rica und Strände, Strände, Strände,…
So chaotisch und langwierig sich die Ausreise aus Nicaragua gestaltet hat, so einfach, schnell, freundlich und unkompliziert empfängt uns zum Glück an diesem Abend unserer Einreise Costa Rica. Es ist ja, bis wir Nicaragua nach dreieinhalb Stunden Prozedur endlich verlassen dürfen, schon seit Stunden dunkel, wir erledigen in nicht einmal einer halben Stunde die Einreiseformalitäten inkl.Kauf der hier ebenfalls obligatorischen Fahrzeugversicherung und fahren dann nur mehr ein paar Kilometer bis zu einer Tankstelle, hinter der wir wunderbar übernachten können und dabei nach diesem letzten, ereignisreichen Nicaragua-Tag echt geschafft ins Bett fallen. Irgendwie haben wir an der Grenze diesmal die Geldwechsler versäumt und sind daher noch nicht mit „Colónes“ ausgestattet, wir freuen uns daher, als der Wirt in der neben der Tankstelle befindlichen Einheimischen-Gaststätte, die wir am nächsten Tag zum späten Frühstück aufsuchen, zustimmt, uns unsere Rechnung mit den noch verbliebenen nicaraguanischen Cordobas bezahlen zu lassen. Dabei versucht das Schlitzohr jedoch, uns mächtig übers Ohr zu hauen, wobei er aber bei Karl, der die Wechselkurse immer vorher studiert, genau an den Falschen gerät, was uns letztendlich aber nicht viel hilft, denn Speisekarte mit Preisen gibts hier keine und am Schluss bezahlen wir halt bei dem plötzlich gar nicht mehr so freundlichen Wirt in US Dollar einen absolut ungerechtfertigt hohen Preis für zwei einfache Gerichte und zwei Getränke und sind somit gleich besch…. dran. Es möge ihm Glück bringen, sowas kann halt immer mal passieren.
Eigentlich wollten wir ja gleich in die nächste, größere Stadt weiterfahren, wir haben aber von dem kanadisch-schweizerischen Paar das wir an der Grenze getroffen haben, den Tipp bekommen, dass es gleich hinter der Grenze, in der Nähe von „La Cruz“, leicht erreichbare, schöne Strände geben soll. Wir biegen
also rechts ab Richtung Pazifik, nicht aber ohne in dem Städtchen erst einmal unsere Vorräte aufzufüllen, die ja nach jedem Grenzübertritt immer extrem dezimiert sind. Wir steuern noch den nächsten Supermarkt an und beim Bezahlen trifft uns gleich mal der Schlag! Nach dem wirklich günstigen Nicaragua „begrüßt“ man uns hier
mit Lebensmittelpreisen, die mindestens gleich hoch sind wie im teuren Amerika oder Kanada. Haben wir z.B. für 20 l Trinkwasser in Nicaragua umgerechnet 1-2 Euro bezahlt, verlangen sie hier in Costa Rica dafür gleich einmal 10 Euro! Wir kaufen nur das Nötigste, verweigern den Kauf des teuren Wassers und finden glücklicherweise gleich in der Nähe des Supermarktes eine Tankstelle, wo man uns uns mit Gratis-Trinkwasser versorgt. Da werden wir uns wohl weiterhin, nach Möglichkeit, wenigstens beim Wasser durchschnorren müssen in diesem Land. So ausgerüstet, machen wir uns auf die Suche nach den
Traumstränden und werden dabei nicht enttäuscht. Unser erster Halt führt uns an den winzigen,
versteckt liegenden „Playa Copal“, der durch den fast immer unglaublich starken Wind, der durch diese Bucht weht, nahezu ausschließlich von Kite-Surfern frequentiert wird. Wir sind weit und breit die einzigen Touristen hier und kommen sehr rasch mit den Sportlern ins Gespräch, die mindestens genauso an unserem Unimog und unserer Reise interessiert sind, wie wir an ihren spektakulären Kite-Surfing-Darbietungen. Ansonsten gibt es hier nichts als ein paar halbwilde Pferde, die den Strand zwischendurch für sich beanspruchen. Die Kite-Surfer sind es dann auch, die uns für die nächsten Tage einen weiteren, grandiosen Strand empfehlen und wir genießen den ebenfalls nur von Einheimischen frequentierten „Playa Rajada“ bei Nudelsalat, Wein und Sonnenuntergängen.
Dann rumpeln wir die Schotterstraße zurück und, nach den üblichen Besorgungen in der nächsten, größeren Stadt Liberia (wenigstens Internet ist in diesem Land super ausgebaut und relativ billig, 30 GB für 30 Tage gibt es um umgerechnet ca. 30 Euro) und übernachten auch gleich in der Stadt, wobei ich in dieser völlig windstillen Nacht, bei 30 Grad im Unimog die bis in die Nachtstunden hinein andauern, meinen Ventilator anstatt Karl umarme – Sorry! Die immer noch extremer werdende Hitze macht mir, besonders während der Nächte, inzwischen wirklich schwer zu schaffen. Am nächsten Tag machen wir
uns auf, um wie geplant, die Halbinsel „Nicoya“ zu umrunden. „Nicoya“ war einst eine unbelassene Gegend, mit endlosen, palmengesäumten Traumstränden. Wieder einmal ist es vor allem den Amerikanern und Kanadiern zu verdanken, dass dies leider schon lange nicht mehr der Fall ist. Wir halten kurz in „Playa del Coco“, das aber so extrem touristisch ist, dass wir nach einem völlig überteuerten Café gerne wieder schnell verschwinden. Vorbei geht’s in weitem Bogen auch am „Playa Flamingo“ dem „Marbella von Costa Rica“, wo es kein Hotelzimmer unter 200 US$ gibt, dafür aber einen Yachthafen für die großen Pötte der Amis.
Überall hier im Norden der Halbinsel wird gebaut, überall sind die Straßen gesäumt von Maklertafeln, die Grundstücke und Villen anbieten – wir suchen schleunigst das Weite und landen schlussendlich, nach einer Anfahrt über eine extrem wellige und holprige Schotterstraße, am einsamen“Playa Zapotilla“, wo wir zuerst versuchen, uns durch den hier wirklich tiefen und weichen Sand an unseren Wunschplatz heranzutasten, was wir aber nach einigen Versuchen aufgeben müssen, da unser Reifendruck natürlich auf Asphalt eingestellt ist und Karl keine Lust hat, diesen nur für ein paar Meter Sand abzusenken und später wieder aufzufüllen. Daher tasten wir uns
lieber im Schritttempo durch den bis zum Strand reichenden Wald, unter tiefhängenden Ästen hindurch und erreichen auf diesem Weg langsam aber doch, den von uns ausgesuchten und von nur wenigen Einheimischen frequentierten Traumplatz, an dem wir nach dieser schwierigen Anfahrt gleich einmal drei wundervolle Tage bleiben. Je weiter wir in den Süden von „Nicoya“ vordringen, desto
weniger werden Gott sei Dank die Touristen. Wir stoppen in dem kleinen Ort „Samara“, in den ich mich spontan verliebe. Ein wunderschöner Strand, nur zwei Straßen mit Geschäften und Lokalen, vom Tourismus noch nicht versaut, man könnte sich hier echt wohlfühlen, wenn – ja wenn – nicht schwarze Gewitterwolken über uns hängen würden, die sich gleich nach der Ankunft in Samara in einer schweren Auseinandersetzung zwischen Karl und mir entladen. Er entdeckt nämlich an der Frontseite der Kabine, über dem Führerhaus, ein ca. zwei Zentimeter breites Loch, das wohl ein spitzer, sehr harter Ast bei der An- oder Abfahrt zu unserem letzten Standplatz verursacht haben muss und beschuldigt jetzt mich, dass ich beim Einweisen nicht genug
aufgepasst hätte und jetzt an der Misere schuld sei – zumindestens verstehe ich seine Kritik wieder mal als Frontalangriff. Da ich ganz genau weiß, dass ich nicht schuld bin, weil ich gerade bei solchen Aktionen eher immer diejenige bin, die sagt „lieber zurück als vorwärts“ und da ich diese Beschuldigung, die meiner Wahrnehmung nach in letzter Zeit nicht die erste ihrer Art ist, einfach nicht mehr auf mir sitzen lassen will, entlädt sich das Ganze im schwersten Streit seit wir unterwegs sind und der gleich mal zwei Tage böses Schweigen nach sich zieht.
Letztendlich beruhigen wir uns dann aber doch wieder, wozu zum großen Teil auch die vielen Menschen beitragen, die hier wieder einmal auf uns zukommen, um uns über unsere Reise auszufragen und von denen uns viele sagen, was sie alles dafür geben würden, an unserer Stelle zu sein und so eine Reise machen zu dürfen. Das rückt einem dann schon wieder den Kopf etwas zurecht und man findet den großen Streit
bzw. den Grund dafür ganz schnell mal gar nicht mehr der Rede wert. Karl geht in den Baumarkt einkaufen, repariert das Loch, das Gott sei Dank nicht sehr tief in die „Außenhaut“ des Unimogs hineinreicht, er klebt und schleift und deckt die Stelle
am Schluss noch zum Schutz mit einer kleinen Platte ab. Wieder haben wir auch hier in „Samara“ einen super Standplatz direkt am Strand gefunden und unter den vielen Besuchern von Einheimischen und Touristen unterschiedlichster Herkunft ist dann auch Pierre, ein Kanadier, der mit seinem stylischen
alten Toyota, den er liebevoll mit Holztüren ausgestattet hat, bei uns auftaucht und der gar nicht genug kriegen kann von unserem Unimog, den er von allen Seiten und sogar von unten ausgiebig bestaunt. Ich finde seinen Toyota mit der umlegbaren Frontscheibe einfach nur unglaublich cool, wenn ich hier leben
würde, hätte ich ganz bestimmt auch so was in der Art. Letztendlich fühlen wir uns dann am Ende doch noch so wohl in „Samara“, dass wir sogar ein paar Tage länger als geplant hier bleiben und erledigen in einem nahen Waschsalon auch noch unsere
Wäsche. Im Anschluss daran wollen wir eigentlich dann noch am gleichen Tag weiterfahren, da findet Karl beim Warten auf die Wäsche zufällig noch ein sehr nettes Lokal, wo es zur „Happy Hour“ Bier und Erdinger-Weißbier im „Kübelangebot“ zum unschlagbaren Preis gibt, was
letztendlich dazu führt, dass wir dort bei Barman „Max“ noch einen sehr lustigen Nachmittag und Abend verbringen. Fahrtüchtig sind wir danach zwar nicht mehr und müssen auf dem Parkplatz des Lokals noch eine
Nacht anhängen – Macht aber nix – Hauptsache die Stimmung zwischen uns ist wieder gut uns unsere Reisewelt
wieder in Ordnung! Weiter geht für uns die Rundfahrt um die Halbinsel „Nicoya“ und eigentlich könnte man die nächste Zeit so zusammenfassen: Fahrten durch eine einmalige, unglaublich grüne Landschaft und fantastische Strände, aufgefädelt wie an einer Perlenschnur. Wir können natürlich auf unserer Reise nur einige wenige dieser Traumstrände besuchen, so z.B. bleiben wir ein paar Tage am „Playa Coyote“, wo wir uns den schönsten Platz wieder aussuchen können und dabei nur aufpassen müssen, dass uns die Kokosnüsse nicht auf die Solarpanele bzw. auf den
Kopf fallen. Wir verbringen unsere Tage mit gepflegtem Nichtstun (und etwas Hausarbeit…) aber ansonsten genießen wir einfach
nur die Strände, das Meer und die Schönheit von Costa Rica. Einzige Zaungäste sind oft nur Affen und Leguane in den unterschiedlichsten
Größen und ungebetenerweise leider Moskitos und die leidigen „Sandflies“, die so winzig sind, dass sie auch unsere Netze nicht
abhalten und die besonders Karl oft so zurichten, dass man glauben könnte er hätte die Masern. Zudem wird es gefühlt immer noch heißer, es kühlt teilweise auch in den Nächten nur mehr ganz wenig ab und leider versiegt am Abend mit Sonnenuntergang auch schlagartig das letzte bisschen Wind vom Tag. Selbst die Einheimischen können sich nicht erinnern, dass es jemals um diese Zeit so extrem heiß war.
Ganz selten schickt die Regenzeit ihre Vorboten mit dem einen oder anderen Extremgewitter voraus, bei dem dann in kürzester Zeit alles rundherum unter Wasser steht und nach dem man
sich im Anschluss fühlt wie in einem Dampfbad, aber dieser unplanmäßige Höhepunkt der Trockenzeit scheint sich trotzdem immer noch weiter hinzuziehen.
Vorbei an endlosen Viehweiden voll mit wertvollen Zebu-Rindern, die fast zu 100% exportiert werden und durch einige Flussläufe, die aber durch den fehlenden Regen für
den Unimog nicht einmal der Rede wert sind, erreichen wir schließlich das staubige Surferstädtchen „Santa Teresa“, das zusammen mit dem Nachbarort „Malpais“ die südlichsten, per Fahrzeug erreichbaren Ortschaften der Halbinsel bildet. Warum sich die Bewohner von „Santa Teresa“ nicht zusammenschließen, um auf irgendeine Art die Asphaltierung der einzigen Straße die zwischen Strand und Häusern durch den Ort führt herbeizuführen, wird mir ein Rätsel bleiben.
Meterhoch versinkt
links und rechts der Straße alles im Staub der Schotterstraße. Lokale versuchen sich mit Planen zu schützen, sämtliche Bäume und Sträucher sind in einheitliches grau getaucht und wenn man bei der Durchfahrt nicht sofort alle Fenster im Auto schließt, überzieht sich innerhalb von Sekunden alles mit einer dicken Staubschicht. Das Haupttransportmittel hier scheinen Quads zu sein, wie die Fahrer dieser Gefährte nach nur einer Ortsdurchfahrt aussehen, kann man sich leicht vorstellen, aber das Publikum hier besteht eh zum Großteil aus Surfern, die springen dann wahrscheinlich einfach bei nächster Gelegenheit wieder ins Wasser. Der Ort zieht sich über einige Kilometer links und rechts der Hauptstraße entlang, scheint eigentlich kein richtiges Zentrum zu haben und mit Stellplätzen für uns, abseits der Staubwolke, schaut es nicht gerade gut aus. Wir schlagen dann mal wieder alle Warnungen aus diversen Foren in den Wind, die vor bewaffneten Überfällen und Autoeinbrüchen hier in und um „Santa Teresa“ warnen. Karl findet für uns einen perfekten Platz an einem öffentlichen Strandzugang, wo ich sogar endlich wieder einmal Internetempfang habe und in den nächsten Tagen meinen Nicaragua-Bericht fertigstelle. Am Tag wimmelt es hier von Surfern und Einheimischen
die zum Chillen kommen oder sich in den Wellen austoben, aber am Abend haben wir unsere heilige Ruhe und den ganzen Platz für uns alleine. Es gibt keine Probleme, im Gegenteil, alle Leute sind total freundlich zu uns, keine Spur von Räubern und Dieben, also mal wieder viel Lärm um nichts. Wir kaufen uns dann vor der Abfahrt
noch ein wunderbares Brot bei „German Sourdough“ (alleine dafür hat sich der Halt im staubigen Santa Teresa schon gelohnt…!)
und wechseln über eine andere Schotterstraße, die dafür berüchtigt ist, dass sie während der Regenzeit komplett unpassierbar sein soll, jetzt aber kein Problem darstellt, auf die Ostseite der Halbinsel. Dort erreichen wir den winzigen Ort
„Montezuma“. Früher ein Treffpunkt von Aussteigern und Freaks, hat ihn der Tourismus längst überrollt, aber die überschaubare Ansammlung von ein paar Häusern, Lokalen und Unterkünften strahlt nach wie vor einen wirklich anziehenden Charme aus. Wir kämpfen uns auf der holprigen, engen Straße durch den Ort und finden in Gehweite kurz dahinter, direkt unter riesigen Bäumen, ein Plätzchen am neuerlichen Traumstrand. Es ist einfach nicht zu glauben, dass man hier auf „Nicoya“ alle paar Tage wieder staunend an einem wiederum völlig anderen Strand steht, sich anschaut und dabei sagt: „Wahnsinn, das ist jetzt aber bestimmt der schönste Platz an
dem wir bisher waren“, und es geht so weiter und weiter und weiter… . Wir spazieren dann ins wirklich hübsche Zentrum von „Montezuma“ und, als wir Lust auf einen „Sundowner“ bekommen, setzen wir uns in eine kleine Bar mit Blick aufs Meer. Der Ausblick ist grandios, die Stimmung super, der Schreck kommt erst mit der Rechnung: Umgerechnet 30 US$ (!) knöpft man uns für zwei Bier und vier Cuba libre trotz Happy Hour (1 bezahlen, 2 bekommen) ab. Nein, wir sind bestimmt nicht geizig was essen und trinken betrifft, aber das muss ja nun wirklich nicht sein.
Somit bleibt das unser einziger Besuch im Ortszentrum von „Montezuma“ und wir genießen für den Rest des Aufenthaltes das Bier und den Rum aus der eigenen Bar. Unser Standplatz
ist so wunderschön, da kann sowieso keine Terrasse mithalten. Das inzwischen lauwarme Meer nur ein paar Schritte entfernt, die riesigen Bäume spenden jede Menge Schatten, Leguane sausen zwischen uns über die angeschwemmten Baumstämme und … dass ich einen jungen Mann nur knapp noch dabei erwische, wie er mitten am Tag gerade unser Internet-Modem stehlen will, das ich zwecks besserem Empfang nach draußen gelegt habe, stört unsere Idylle auch nicht wirklich. Man muss hier, genauso wie auch überall sonst auf der Welt, einfach auf seine Sachen aufpassen, das ist eben so. Wir würden niemals irgendetwas über Nacht draußen stehen lassen, egal ob Tisch oder Campingsessel, oder Wäsche hinaushängen, etc., ich bin sicher, würden wir das tun, wäre am nächsten Morgen alles weg. Man wird überall genau beobachtet, das wissen wir längst. Sogar
in einer Stadt in Nicaragua, als Karl sich mit einem Feuerwehrmann über deren Unimog unterhalten hat den diese Feuerwehr im Hof stehen hatte, wusste der Feuerwehrmann schon genau, dass Karl „der Österreicher mit dem Unimog“ ist und kannte exakt unseren Standplatz, der einige Straßen weiter war. Überhaupt ist es total witzig was wir oft von anderen Overlandern hören: Obwohl wir gefühlt fast nie andere Traveller treffen, sind wir
anscheinend in der „Szene“ bekannt wie „bunte Hunde“ bzw. eben wie „die zwei Österreicher mit dem weißen Unimog“. Die meisten sagen, sie hätten uns schon mal irgendwann, irgendwo gesehen. Auffällig genug sind wir also anscheinend oder wie Karl immer sagt: „Einen Bankraub können wir mit diesem Auto wohl ganz sicher nicht machen… „. Wir genießen also hier in „Montezuma“ nocheinmal ausgiebig das süße Strandleben, sind uns dann nach ein paar Tagen aber beide einig, dass wir jetzt erst einmal endgültig genug haben von Strand, Moskitos, Sandflöhen und vor allem von der schwülen Hitze die wie eine Glocke über der Küste liegt. Fast drei Wochen haben wir uns Zeit gelassen für unsere Fahrt rund um „Nicoya“, fast doppelt so lange, als wir eigentlich gedacht hatten, aber es war eben so wunderschön, einfach unbeschreiblich. Jetzt brauchen wir aber dringend frische Luft, es zieht uns in die Berge.
Vulkane und Krokodile und „Sind eigentlich alle Bäcker im Ausland Deutsche?“
Unser nächstes Ziel ist der „Lago Arenal“, am Fuß des gleichnamigen Vulkans gelegen. Ende der 70er Jahre wurden hier der „Rio Arenal“ und ein kleiner, bestehender See zu einem 80 km2 großen Stausee aufgestaut, die Bevölkerung von zwei Dörfern zwangsumgesiedelt und es entstand dadurch der größte See von Costa Rica. Gleichzeitig ist er der größte Energielieferant des Landes, der hier erzeugte Strom wird bis nach Nicaragua und
Honduras geliefert. Wir folgen der kleinen Straße ins Hochland, mit jedem Höhenmeter den wir hinauffahren, wird es ein bisschen kühler,
wir atmen endlich wieder einmal durch und schlagen unser erstes Nachtlager ganz einsam an der Westseite des Sees auf. Der Arenalsee ist ein Hotspot für Surfer, allerdings, insbesonders der Westteil, nur für Profis geeignet, denn es wurden hier schon Windstärken mit bis zu 120 km/h gemessen. Ganz so wild ist der Wind heute zwar nicht, aber trotzdem stark genug, damit es uns bei einem wunderbaren Sonnenuntergang so richtig durchlüftet und auch die ganze Nacht weht er durch die offenen Fenster, was wir total genießen und was uns nach den vielen schweißgebadeten Nächten der letzten Wochen einen echten Tiefschlaf beschert. Am nächsten Tag wechseln wir auf die andere Seeseite und erreichen nach kurviger Fahrt, vorbei an wunderschönen Villen, den kleinen Ort „Nuevo Arenal“. Das „alte Arenal“ wurde damals beim Stauseebau geflutet und hier an dieser Stelle wieder neu aufgebaut. Unser erster Halt hier ist lange geplant, ich habe nämlich bei meinen Costa Rica Recherchen hier eine „German Bakery“ entdeckt, wo man seit
vielen Jahren nicht nur Schwarzbrot bäckt, sondern auch „Weißwurst mit Brezn“ und
„Leberkäse“ serviert. Daran können wir natürlich keinesfalls vorbeifahren! Wir schwelgen gerade in wirklich wunderbaren Weißwürsten – den ersten seit über einem Jahr – und Weißbier,
als sich der Chef des Hauses zu uns gesellt. Der symphatische Tom, ein gelernter Bäcker, lebt seit über zwanzig Jahren in Costa Rica, hat hier inzwischen Familie und bietet uns liebenswürdigerweise gleich einmal
seine Hilfe an, sollten wir Informationen zu Costa Rica oder sonst irgendetwas brauchen. Gleichzeitig erzählt er uns, dass am Abend hier in „Nuevo Arenal“ ein riesiges Fest stattfinden wird, zu dem neben der gesamten Bevölkerung auch die „Rancheros“ aus der Umgebung mit über 500 Pferden erwartet werden. Und am nächsten Tag gäbe es unten am See, genau auf dem öffentlichen Gelände das wir uns für unsere Übernachtung ausgesucht haben, ein großes Motorradtreffen. Nachdem wir das erfahren haben, besteht für uns natürlich kein Zweifel
daran, dass wir die nächsten zwei Tage hier verbringen werden. Wir suchen uns unten am See für den Unimog den Platz mit der schönsten Aussicht aus und begeben uns am Abend ins Ortszentrum, wo dann wirklich die Hauptstraße bebt, als die costaricanischen Cowboys und Cowgirls auf ihren Pferden als Höhepunkt
des Festabends durch den Ort reiten und sich und ihre prächtigen Pferde dabei entsprechend zur Schau stellen. Überall entlang der Hauptstraße wird gegrillt, gefeiert und an jeder Ecke auf offener Straße zu ohrenbetäubender Musik
getanzt, weil die Ortsdisco die Feiernden längst nicht mehr zu fassen vermag. Es ist eine unglaubliche Stimmung und es scheint hier wirklich die gesamte Region
vertreten und auf den Beinen zu sein. Als wir das Fest verlassen, sind die Feiernden noch keineswegs weniger geworden und als wir längst tief schlafen, so ca. um drei Uhr früh, füllt sich die Wiese am See rund um uns plötzlich mit Autos und Menschen, wahrscheinlich haben die Lokale im Ort gerade geschlossen und so wechseln die feierwütigen „Ticos und Ticas“ wie die Costaricaner sich selbst gerne nennen, herunter zum See, um hier, bei lauter Musik aus Boxen und Autoradios, noch bis kurz vor Sonnenaufgang weiterzufeiern. Ohne Probleme, ohne Streit, ohne Polizei – Wie cool ist das! Wir fühlen uns
dadurch nicht im Geringsten gestört, sondern finden es echt super. Am nächsten Morgen – der erste Blick aus dem Unimog-Fenster auf den Arenal-See ist überwältigend – ist der nächtliche Party-Spuk verschwunden und, das muss man den Einheimischen hier im ganzen Land lassen, es ist nicht eine Bierdose oder Plastikflasche auf dem
Gelände zurückgelassen worden. In ganz Costa Rica herrscht ein Umweltbewusstsein, das einzigartig in ganz Mittelamerika zu sein scheint. Alles ist ruhig, ich schwimme eine Runde im See und genieße dabei das kühle Süßwasser nach dem wochenlangen, badewannenwarmen Salzwasser des Pazifiks. Zu Mittag treffen dann die ersten Mopeds und Motorräder rund um uns ein. Wir gesellen uns zu Tom, der, wie auch schon beim gestrigen Fest, hier einen Stand seiner „German Bakery“ aufgebaut hat und Bratwürste und Kuchen verkauft. Dabei erhält er Besuch von seiner Familie inklusive
dem entzückenden,
erst acht Wochen alten Töchterchen „Aura“, die natürlich gleich mal zum Liebling aller Anwesenden mutiert. Bei dem Treffen mischt
sich dann alles, vom kleinen Moped bis zur Harley Davidson, ein paar eigenartige Sturzhelmkreationen sind auch dabei, alle haben einen Riesenspaß miteinander, die Musik wird, wie immer, auf Anschlag gedreht, es wird gegessen, getrunken und gefeiert und wir zwei sind total glücklich mittendrinnen, mitten in Costa Rica, mitten in unserem Abenteuer – Es ist grade soooo schön!
Am nächsten Tag muss es dann aber natürlich wieder weitergehen, wir füllen noch dankend kostenlos unser Trinkwasser bei Tom auf und verabschieden uns dann von ihm und dem gastfreundlichen „Nuevo Arenal“. Wir setzen unseren Weg fort, durch eine unglaublich blühende und gepflegte Landschaft. Alle Gärten rund um die Häuser der Einheimischen quellen über vor verschiedenartigen Blumen, Sträuchern und Pflanzen in den unglaublichsten Farben. Man fühlt sich, wenn man in Costa Rica unterwegs ist, immer so,
als wäre man in einem riesigen, botanischen Garten, der sich über das ganze Land erstreckt. Wir überqueren die Staumauer des Arenalsees
und bekommen überraschend einen fantastischen Blick auf den immer rauchenden Vulkan Arenal, dessen Krater sonst meistens in Wolken gehüllt ist. 1968 ist er erstmalig ausgebrochen, bis 2011 war er einer der aktivsten Vulkane der Welt, seither ist er ruhig, steht aber unter strenger seismologischer Überwachung. Als nächstes
Übernachtungsziel haben wir uns „die Wiege des costaricanischen Kunsthandwerks“, nämlich das Städtchen „Sarchi“, ausgesucht. Die Straße schraubt sich höher und höher und die Luft wird noch ein bisschen
kühler. In „Sarchi“ wurden unter anderem früher die bunt bemalten „Ochsenkarren“ hergestellt, mit denen der Rohkaffee vom umliegenden Hochland, über Pässe
mit bis zu 3.000 m Höhe, bis zu den Häfen am Pazifik transportiert wurde. Wer an das Tempo eines Ochsengespanns denkt, kann sich ungefähr vorstellen, wie endlos lange diese Transporte gedauert haben müssen. Hier in dieser Fabrik wurden diese Karren sehr lange händisch hergestellt, heute werden nur mehr Reparaturen gemacht, wobei man den Handwerkern, wie auch den Mädchen die für die Bemalung von mittlerweile allen möglichen Gegenständen sorgen, über die Schulter schauen kann. Die Ochsenkarren haben inzwischen in allen erdenklichen Größen Einzug als geschätzte Deko-Objekte in Vorgärten und Häuser gefunden und auch so mancher Tourist nimmt sich heute gerne so einen bunten Karren in Kleinformat mit nach Hause.
Wir haben in unserem Unimog leider keinen Platz, nicht einmal für den kleinsten Ochsenkarren als Souvenir und so fahren wir wieder weiter, es zieht uns für einen Abstecher nocheinmal vom Hochland zurück an die Pazifikküste. Wir wollen an den „Rio Tarcholes“, um dort
eine „Krokodiltour“ zu unternehmen. Wir haben beide noch nie Krokodile in freier Wildbahn erlebt, also ist uns das den Umweg wert. Als erstes stoppen wir bei der „Crocodile-Bridge“, einer Brücke die einige Kilometer oberhalb der Mündung des „Rio Tarcoles“ über den Fluss führt und wir haben Glück, es ist gerade Ebbe, der Wasserstand ist dadurch auch im Fluss niedrig und eine Menge Krokodile liegen direkt unter der Brücke im flachen Wasser neben den Sandbänken. Selbst aus sicherer Entfernung ist es schon ein bisschen unheimlich, diese Tiere da unten in Lauerstellung versammelt zu sehen. Weiter gehts dann noch ein paar Kilometer flussabwärts bis zum Sitz der „Jungle Crocodile Safari Tours“, wo wir das Glück haben, dass wir bei unserer Tour nur
sechs Personen auf einem fünfzig Personen fassenden Boot sind (die große Chinesengruppe, die bei unserer Ankunft gerade aus ihrem Bus steigt, ist Gott sei Dank erst für die spätere Tour gebucht,…) und wir daher sehr gemütlich, samt Kapitän und englisch sprechendem Guide, nun den „Rio Tarcoles“ hinaufschippern.
Natürlich werden wir gleich zu Beginn darüber aufgeklärt, dass man uns nicht versprechen könne, wirklich Krokodile aus der Nähe zu sehen, aber die Guides kennen natürlich die Territorien wo sich die Reptilien meistens aufhalten und so sehen wir schon nach kurzer Zeit ganz nahe beim
Ufer einen Krokodilkopf flach aus dem Wasser ragen. Leider lässt sich das Tier aber, als wir näher kommen, unsichtbar auf den Grund sinken und, trotz vieler Versuche des Guides, der mit einem Lappen rund um das Boot auf das Wasser schlägt, nicht mehr herauflocken. Das Wasser ist hier nicht tiefer als vielleicht 50-80 cm, aber es ist trübes Brackwasser (teils Süß- und teils Salzwasser), was die Krokodile lieben. Wir haben genug Platz auf dem Boot und können von allen Seiten ins Wasser spähen, aber alleine der Gedanke dass vielleicht plötzlich hier ein Krokodil aus dem trüben Wasser herausschießen könnte, hält einen davon ab, sich zu weit über die Reling zu beugen. Letztendlich geben wir es auf und fahren langsam weiter flussaufwärts, wobei wir immer wieder nahe an uns vorbeischwimmende Krokodile beobachten können. Zusätzlich bekommen wir als Draufgabe auch jede Menge Vögel von unserem Guide gezeigt und erklärt
und sehen Wasserschildkröten, die gemütlich in der Sonne liegen. Dann plötzlich steuert unser Kapitän ans linke Ufer und tatsächlich liegt hier eine große Krokodildame fast ganz am Ufer, die sich in Seelenruhe von uns fotografieren lässt. Wir sind damit so beschäftigt, dass wir gar nicht bemerken, dass unser Guide inzwischen am Heck des Bootes mit weiteren Anlockversuchen beschäftigt ist. Dann gibt er uns ein Zeichen – und
wie aus dem Nichts taucht er neben uns auf: „Mike Thyssen“, das absolute Mega-Krokodil im Fluss, 90 Jahre alt und 6 Meter lang! Man kann sich diesen Riesen nicht vorstellen, wenn man ihn nicht in natura gesehen hat. Alleine schon wenn der riesige Schädel aus dem Wasser auftaucht, reicht das aus, dass man einen halben Meter zurückweicht. Unglaublich cool! Unser Guide erzählt uns dann, dass
ein Krokodil in der Größe von „Thyssen“ ohne weiteres bis zu zwei Stunden unter Wasser bleiben kann. Flussabwärts sind wir an einer Pferdeherde vorbeigekommen, die gerade Wasser aus dem Fluss getrunken hat und unser Guide sagt uns, „Thyssen“ könne ohne weiteres so ein Pferd oder auch ein Rind fressen und bräuchte dann ein ganzes Jahr keine andere Nahrung mehr. Er müsste dazu aber sein Territorium verlassen, was er nicht tut, da
er fürchtet, es könnte ihm bei seiner Rückkehr von einem Rivalen streitig gemacht werden. So lebt er hier an „seinem“ Teil im Fluss ganz gemütlich von einem Kilo Fisch pro Tag, für das er sich nicht groß anstrengen muss, weil es ihm sozusagen ins Maul schwimmt. Die Tour führt dann auch noch durch die Mangroven, wohin sich die Babykrokodile, die nur wenige Wochen bei Ihren Müttern bleiben, zurückziehen, bis sie groß genug sind, um sich gegenüber den Erwachsenen zu behaupten und erst dann in den Fluss zurückkehren. Alles in allem war der Ausflug wirklich interessant und es war der Wahnsinn diesen Riesen so nahe zu kommen. Im Anschluss überlegen wir dann, was wir denn wohl machen würden, wenn es mal wieder irgendwo auf
einer unserer Dschungelfahrten keine Brücke über einen breiteren Fluss gäbe. Normalerweise soll man ja bei Flussdurchquerungen immer vorausgehen um die Tiefe zu testen, aber wenn man hier diese Krokodile sieht, die ja auch meistens unsichtbar unter Wasser lauern…. – Ich glaube, nachdem wir das hier live gesehen haben, werden wir jetzt in so einem Fall eher umdrehen und lieber auch einen längeren Umweg in Kauf nehmen! Wir übernachten dann noch am „Playa Bachinche“, einem Strand in der Nähe der Flussmündung und besonders der Hinweis unseres Guides, dass die Krokodile gerne auch mal ins Meer hinausschwimmen und desöfteren am Strand gesehen werden, lässt uns auf eine Runde Schwimmen trotz der Hitze diesmal gerne verzichten! Der traumhafte Sonnenuntergang ist aber ein wunderschöner Ersatz!
„Wiedersehen mit Apfelstrudel“ und „Auszeit zum Geburtstag“
Am nächsten Tag machen wir uns auf zurück ins Hochland, nämlich in die Hauptstadt Costa Ricas, nach „San José“. Eigentlich machen wir uns meistens nichts aus den Hauptstädten der Länder die wir durchfahren und halten uns bei unseren Besuchen lieber an die kleineren, übersichtlicheren Städte. Hier in „San José“ wartet aber ein besonderes Treffen auf uns, auf das wir uns schon seit Tagen freuen. Wir haben nämlich herausgefunden, dass die beiden Steirer Klaus und Sonja, die wir, vor mittlerweile fast einem Jahr, in Fairbanks in Alaska kennengelernt haben, seither aber nicht mehr getroffen haben, zur gleichen Zeit wie wir in Costa Rica sind. Natürlich müssen wir uns unbedingt mit den beiden treffen und das passiert eben jetzt hier in San José. Das Wiedersehen ist dann auch wirklich herzlich, Sonja überrascht uns zusätzlich mit köstlichem, selbst gebackenem Apfelstrudel und natürlich wird erzählt und ausgetauscht wie es jedem von uns bisher so ergangen ist. Es gibt ja verschiedene Arten von Traveller-Bekanntschaften, die einen trifft man und vergisst sie gleich wieder, andere trifft man öfter und quatscht auch etwas mehr und wieder andere, bei denen funkt es einfach gleich beim ersten Mal, man ist gleich auf derselben Welle und, auch wenn man sich lange nicht sieht, bleibt eine Verbindung bestehen. Klaus und Sonja gehören definitiv für uns zur letzten Kategorie.
Wir vereinbaren, zu versuchen, eine Buchung für unsere beiden Fahrzeuge für das gleiche Schiff von Panama nach Kolumbien zu bekommen und dann zusammen auf einem Segelschiff diese Strecke zu absolvieren, was wir ohnedies fix vorhaben und was bei den beiden, die eigentlich fliegen wollten, gleich große Begeisterung hervorruft. Der Plan fürs Segeln stammt natürlich von Karl, der sich bereits lange Zeit vorher über diese Möglichkeit erkundigt hatte und mir so lange von diesem angeblich so wunderbaren Segeltörn vorgeschwärmt hat, bis sogar ich – als absolute „Landratte“ – mich davon überzeugen ließ, mich darauf einzulassen. Selbst erfahrene Segler, die bereits an vielen wunderschönen Plätzen waren, brechen in Begeisterung aus, wenn sie von diesem Törn, der durch die angeblich so fantastischen San Blas Inseln führt, erzählen. Natürlich müssen noch viele einzelne Komponenten zusammenpassen, dass wir vier letztendlich Anfang Juli wirklich gemeinsam auf einem Segelschiff landen, aber versuchen wollen wir es auf jeden Fall.
Wir verabschieden uns am nächsten Tag von Klaus und Sonja, die in den nächsten Wochen Besuch von ihrer Familie bekommen und machen uns auf Richtung Karibikküste. Nachdem wir diese ja in Nicaragua aus Zeitgründen ausgelassen hatten, wollen wir hier in Costa Rica unbedingt wieder einen Abstecher dorthin machen. Vorher aber möchten wir noch höher hinaus, nämlich
wollen wir auf den 2.700 m hohen Vulkan „Poás“ fahren. Ja, diesmal nicht zu Fuß, man kann auf den „Poás“ fast bis ganz hinauffahren. Ist man aber
kein Frühaufsteher, muss man fast zwangsläufig einmal oben übernachten, weil er nahezu täglich bereits ab dem späteren Vormittag dermaßen in Wolken gehüllt ist, dass seine Schönheit völlig darin verschwindet. Wir fahren also am späten Nachmittag bis auf ca. 2.200 m hinauf und finden schon bei der Auffahrt eine Vegetation vor, mit der wir in einer solchen Höhe niemals gerechnet hätten. Überall an der Straße werden frische Erdbeeren angeboten, die wir natürlich probieren müssen und die wirklich fantastisch schmecken und rund um unseren Übernachtungsplatz neben einem Restaurant blühen riesige Büsche von Hortensien in den verschiedensten Farben. Ansonsten
erinnert uns die Vegetation wirklich sehr an ein Almgebiet bei uns in Österreich, auch das Lokal ist ein bisschen wie ein Bergrestaurant ausgestattet. Bei unser Ankunft regnet
es und es pfeift ein kalter Wind um den Unimog, doch schon bald klart es auf und wir haben einen grandiosen Blick bis hinunter auf die Hauptstadt „San José“. Wir schalten nach gefühlt endlos langer Zeit wieder einmal unsere Dieselheizung ein und – nach ein paar kleineren Zicken, die wir aber schon kennen, wenn wir sie lange nicht benützt haben – spurt sie tadellos und unsere 6m2 Luxusbleibe ist natürlich in kürzester Zeit lauschig warm. Schon ein sehr cooles Land dieses Costa Rica, Strände, Seen, Vulkane und das alles knapp nebeneinander – Wir genießen es! Am nächsten Tag heißt es früher als sonst aufstehen, es sind nur mehr ein paar Kilometer bis zum Besucherzentrum des Vulkans, die Sonne strahlt vom tiefblauen Himmel, aber in der Ferne sieht man bereits die ersten Wolken aufziehen. Wir beeilen uns also, halten bei der Zahlstelle, an der vermeintlich der Eintritt in den Nationalpark kassiert wird und müssen hier leider wieder einmal die „amerikanisierte“ Seite von Costa Rica erleben. Man lässt uns nicht hinein, weil wir keine Reservierung haben. In keiner meiner Informationen zum Vulkan wurde erwähnt, dass man eine Reservierung braucht, es war nur davon die Rede, dass Gruppen die Möglichkeit hätten zu reservieren. Der Herr am Fenster kennt kein Pardon, auch nicht für Ausländer, wir müssen wieder fast bis zu
unserem Übernachtungsplatz hinunterfahren, weil es oben kein Internet gibt und uns dort online zuerst auf der Nationalparkseite registrieren und dann eine Buchung vornehmen und diese auch gleich dort
per Kreditkarte bezahlen. Zum Glück ist im Moment
Nebensaison und wir bekommen eine Buchung für einen Eintritt noch in der nächsten halben Stunde, bevor die Wolken wieder einfallen und alles umsonst gewesen wäre. Wem das ganze Theater jetzt bekannt vorkommt – ja richtig, wir hatten das Gleiche beim Eintritt in den Yellowstone Nationalpark in den USA, aber wir haben echt nicht damit gerechnet, mit sowas irgendwo in Mittelamerika nocheinmal konfrontiert zu werden. Letztendlich klappt aber alles und wir sind gerade noch rechtzeitig am Kraterrand um den „Poás“ in seiner ganzen Pracht und in der ersten halben Stunde noch wolkenfrei bestaunen zu können. Wieder einmal ein fantastischer Ausflug vom Reisealltag, der sich auf jeden Fall gelohnt hat!
Jetzt ist es aber so weit, es geht auf die Karibikseite von Costa Rica, wir biegen kurz unterhalb unseres wundervollen Übernachtungsplatzes nach Osten ab und überwinden in den nächsten Stunden langsam die Distanz von 2.700 m herunter
auf Null. Wenigstens vor Militärkontrollen bleiben wir in diesem Land verschont, denn, genauso wie sein Nachbar Panama, hat Costa Rica seine Armee Ende der 1940er Jahre abgeschafft. Wer sie im Notfall verteidigen würde? Na, wahrscheinlich wohl der „große Bruder USA“, der sich ja sowieso auf der ganzen Welt für sowas zuständig fühlt. Vorbei an tosenden Wasserfällen und riesigen Bananenplantagen (Chiquita lässt grüßen,…) erreichen wir
die Karibikküste und nach einer Übernachtung am traumhaften Palmenstrand schauen wir uns die beiden kleinen Orte an, wo wir seit Mexico zum ersten Mal wieder eine kleine Pause vom Fahren einlegen wollen. Wir entscheiden uns letztendlich für „Puerto Viejo de Talamanca“, das zwar schon lange nicht mehr der Geheimtipp ist, der es früher einmal war, das uns aber beiden gleich auf Anhieb sehr symphatisch ist. Wir finden eine kleine, leistbare Unterkunft in einer familiengeführten Anlage mit nur sechs Bungalows, dazu gehört
ein schöner Pool und das Ganze liegt in Gehweite zum Ortszentrum. Der Unimog bekommt einen geschützten Platz auf dem Parkplatz der Anlage und wir genießen neun Tage lang den Luxus einer vollausgestatteten Küche,
eines riesigen Badezimmers und einer Aircondition. Diese Pause war mein Wunsch zu meinem Geburtstag, den wir hier in „Puerto Viejo“ dann ausgiebig feiern. Ich freue mich über
die vielen, lieben Glückwünsche per Telefon und whatsApp aus der Heimat und denke daran, wie glücklich ich mich
schätzen darf, letztes Jahr Geburtstag in New York City zu feiern und dieses Jahr an der Karibikküste von Costa Rica. Ich freue mich mega über Karl’s spezielle Geburtstagstorte, die aus all jenen Süßigkeiten besteht die ich am liebsten mag und die er samt Kerzen extra für mich in der nahen Bäckerei geordert hat.
Nur Sekt scheine ich, nach der langen Auszeit, nicht mehr so gut zu vertragen und ich bin am „Tag danach“ echt froh dass ich meinen Kopf mehrmals in den Pool tauchen kann – Da muss ich wohl
dann zu Hause mit den Mädels wieder ein bisschen mehr üben…! Während der nächsten neun Tage setze ich jedenfalls einfach nur auf „Ruhe und Erholung“ und bewege mich nur wenig aus dem Schatten der wunderbaren, mit tropischen Pflanzen völlig zugewachsenen Anlage. Karl, für den die Begriffe „Ruhe und Erholung“ nicht existieren, findet wie immer ein Fitness-Studio, das er täglich besucht, ich aber genieße mein „Zuhause auf Zeit“ und mache nichts anderes als im
Pool zu schwimmen und mir übers hauseigene Gratis-wlan im aircondition-gekühlten Bungalow Fernsehserien und Filme reinzuziehen, an die ich in den letzten Monaten nicht einmal gedacht habe. Dieser Zustand dauert aber nur ein paar Tage, dann ist mein Verlangen danach wieder gestillt, ich schreibe in Ruhe an meinem Blog und wir besuchen auch ein
paar der netten Lokale und Bars des Ortes und bringen unter Benützung eines der vielen „Tuc Tuc Taxis“ wieder einmal unseren Wäsche in den Waschsalon. Trotzdem dürfte mich keiner fragen, wie der Strand von „Puerto Viejo“ aussieht, den habe ich nämlich kein einziges Mal besucht. Es waren sooo viele wunderbare Strände an denen wir in den letzten Wochen so viele Tage verbracht haben, glaubt mir, man hat irgendwann keine Lust mehr auf Sand zwischen den Zehen, sei der auch noch so fein. Zusätzlich warten die angeblich traumhaften Pazifikstrände auf dem Weg nach Panama sowieso schon in den nächsten Wochen auf uns. Die kleine „Auszeit vom Reisen“ hat uns aber beiden echt gutgetan und so brechen wir nach neun Tagen wieder mit vollem Elan und Freude auf zu neuen Abenteuern.
Der Aufbruch an unserem Abreisetag geht dann aber doch nicht so schnell wie
gedacht, erstens glaubt man gar nicht, was man in neun Tagen alles aus dem Unimog in den Bungalow geräumt hat, also muss bei
Gluthitze alles auch wieder dort verstaut werden und als das endlich geschafft ist und wir an der Dorfstraße noch kurz an der Bäckerei anhalten, um noch frisches Brot zu kaufen, hört Karl es wieder einmal zischen – Ein Luftschlauch der Bremsanlage ist wieder einmal undicht, also zurück zum Quartier und dort am Parkplatz erst einmal die Reparatur durchgeführt. Das Ganze hat aber auch sein Gutes, wir fahren danach nur mehr bis zum zweiten Karibikdorf „Cahuita“ und verbringen dort eine zusätzliche Nacht, nach der wir, da wir uns ja im Moment an der Ostküste befinden, in der Früh mit einem traumhaften Sonnenaufgang belohnt werden.
Nach einem letzten Bad im lauwarmen, karibischen Meer machen wir uns dann endgültig auf den Weg zurück an die Pazifikküste, wofür wir zuerst natürlich wieder den tropischen Garten des blühenden Hochlandes von Costa Rica durchqueren müssen, was uns alle paar
Kilometer begeisterte Ausrufe entlockt. Schließlich erreichen wir den „Cachi-Stausee“, überqueren die Staumauer und wollen auf die andere Seeseite, um dort im Ort „Orosi“ zu übernachten. Nur einen Kilometer vor unserem Ziel werden wir kurz vor dem Ortszentrum aber leider gestoppt: Eine alte Hängebrücke mit einer Höhenbeschränkung von 2,5 m und einer Gewichtsbeschränkung von 4 Tonnen ist leider für den Unimog ein
unüberwindliches Hindernis. Also heißt es umdrehen und wieder rund um den ganzen See fahren, bis wir dann „Orosi“ endlich doch noch von der anderen Seite her erreichen. Kurz hatten wir überlegt den Umweg nicht zu machen und den Ort einfach auszulassen, aber schon bereits kurz nachdem wir zwischen der kleinen Kirche und dem örtlichen Fußballplatz einparken, sind wir sehr froh, das nicht getan zu haben. Selten haben wir so unglaublich
liebenswürdige Menschen erlebt wie hier in dem kleinen Bergdorf. Gefühlt alle kommen bei uns vorbei um sich mit uns über unsere Reise zu unterhalten und um Fotos mit uns zu machen und selbst diejenigen,
die nur vorbeifahren oder vorbeigehen, winken und lachen, und alle sind einfach nur total begeistert und freundlich. Karl findet neben unserem Standplatz sogar ein paar Freiluft-
Fitnessgeräte vor, für mich bleibt es dabei aber, wie immer, bei
einem lustigen Foto. Die kleine Kirche in „Orosi“, 1753 von den Franziskanern erbaut, ist die einzige alte Kolonialkirche die wir in ganz Costa Rica gesehen haben, alle anderen Kirchen waren relativ neu bzw. in modernem Stil gehalten. Trotz mehrmaliger Nachfrage bei Einheimischen ist es uns leider nicht gelungen zu erfahren warum das so ist. Gegenüber den
bisherigen Ländern Zentralamerikas, die alle sichtlich großen Wert auf den Erhalt ihrer
Kolonialbauten legen, ist das hier eine ganz neue Erfahrung. Anscheinend wird „Orosi“ nicht so oft von Touristen besucht, jedenfalls sind die Preise hier angenehm niedrig im Vergleich zum übrigen Costa Rica und wir füllen daher gleich einmal unsere Lebensmittelvorräte auf. Beim Metzger gibt es außerdem meine geliebten „Chicharrones“ und ich esse wieder einmal so viele davon, bis mir richtig schlecht ist – Egal, das muss einfach sein!
„Gipfelschnaps“ und „Garten Eden“
So gestärkt, verlassen wir das liebenswerte „Orosi“, tanken nocheinmal Gratis-Wasser an einer der vielen öffntlichen Trinkwasserbrunnen, die wir zwischenzeitlich kennengelernt haben und die immer von Weitem sichtbar mit blauem „AA“ gekennzeichnet sind – Bei den Trinkwasserpreisen im Supermarkt ein willkommenes Geschenk in diesem teuren Land. Dann geht es bei Regen und Nebel an den langen Anstieg zum „höchsten befahrbaren Punkt der Panamericana zwischen
Alaska und Feuerland“, der sich auf dem 3.474 m hohen „Cerro de la muerte“ befindet. Der Name „Hügel des Todes“ stammt noch aus der Zeit als die Berge zwischen dem Hochland und den Häfen an der Pazifikküste noch mit den Ochsenkarren voller Kaffeebohnen überquert wurden, wobei Mensch und Tier diese Transporte oft mit dem Leben bezahlen mussten.
Heute führt die gut ausgebaute „Panamericana“ über diesen Pass, allerdings nur für diejenigen, die nicht ganz bis zum Gipfel hinauf wollen, nicht aber für zwei Österreicher samt ihrem Unimog. „Oben“ ist für uns eben „ganz oben“ und so verlassen wir die Hauptstraße am höchsten Punkt und biegen ab in einen ausgewaschenen, von Meter zu Meter immer schlechter werdenden Schotterweg, dem wir im Schritttempo bis zu seinem absoluten Ende am Gipfel des „Cerro de la muerte“ folgen. Dem Unimog verlangt das Ganze auf den teils extremen Steilstücken wieder einmal sein ganzes Können ab, der ausgewaschene Fahrweg wird teilweise zum Bach und wir sind eingehüllt von Wolken und Nebel. Ganz oben auf dem
Gipfel stehen eine Menge hohe Antennen und Sendemasten und anscheinend ist dort zu deren Wartung ein Mann in einem winzigen Häuschen einquartiert. Genau vor dessen Haustüre und direkt am Gipfel endet der Fahrweg urplötzlich, das Gelände ist hier aber so steil, dass wir zum Übernachten wieder ein Stück nach unten fahren, nicht aber ohne dass der von unserem plötzlichen Auftauchen völlig überraschte Herr noch schnell ein paar Fotos von uns macht. Wahrscheinlich hat er so gut wie nie solchen Besuch hier oben in der Einsamkeit. Wir finden einen super Übernachtungsplatz auf einer betonierten Fläche, wahrscheinlich ist
es ein Hubschrauberlandeplatz, aber es ist niemand da der Einspruch erheben könnte und verbringen die Nacht hier auf über 3.400 m. Ich schlafe extrem schlecht, habe Kopfschmerzen und Herzklopfen, was wohl von der Höhe kommt, aber
dadurch erlebe ich auch an frühen Morgen die einzigen Minuten in denen die Sonne kurz durch die Wolken bricht und für einen Augenblick die grandiose Aussicht freigibt, die bei schönem Wetter, das hier aber eher selten ist, den Blick auf der einen Seite bis zur
Karibik und auf der anderen Seite bis zum Pazifik zulässt. Wir beenden unseren Abstecher zum Gipfel des „Cerro de la muerte“ dann natürlich noch mit einem Gipfelschnaps, denn den höchsten,
befahrbaren Punkt der Panamericana auf unserer Reise zu erreichen – das muss natürlich schon gebührend gewürdigt werden, obwohl wir schon damit rechnen, dass wir, dadurch wir der Panamericana ja nur selten folgen, in den Anden von Südamerika diese Höhe noch ab und zu toppen werden. Selbst hier auf fast 3.500 m springt der Unimog dann beim ersten Versuch an, er hüllt zwar seine Umgebung in weißen Rauch, aber trotzdem sind wir beruhigt, dass er damit keine Probleme zu haben scheint.
Nach dem mit dem Unimog wie immer sehr gemütlichen „Abstieg“ von dem hohen Pass, machen wir eine zweitägige Zwischenstation im gemütlichen Strandort „Dominical“. Allerdings müssen wir hier auf ein Bad im Pazifik leider verzichten, denn direkt vor unserem Standplatz donnern die höchsten Wellen, die wir bisher auf unserer Reise gesehen haben, an den Strand. Wir dachten bis hierher immer, die höchsten wären in „Puerto Escondido“ in Mexico gewesen, aber die Wellenkämme die sich hier bei „Flut“ vor unseren Augen aufbauen, sind einfach unvorstellbar. Sogar die Surfer haben Respekt und es sind nur die Profis die sich
hier, aber nur zur richtigen Zeit, in die Wellen wagen. Ich nutze die Zeit, um in einem netten Strandlokal mal wieder ein bisschen an meinem Blog zu schreiben und so verbringen wir hier ein ruhiges Wochenende. Wir müssen nämlich am Montag in der nächsten, größeren Stadt „San Isidro“ unseren Internetanbieter besuchen, da von jetzt auf gleich unser Internet nicht mehr funktioniert, obwohl ich das Guthaben in einem Supermarkt großzügig aufgeladen habe, was in den Ländern vorher immer super funktioniert hat. Leider sagt mir dann am Montag der nette junge Mann bei „Claro“, dass dies bei der SIM-Karte die man mir hier in Costa Rica verkauft hatte, so nicht funktioniert, sondern dass ich nur spezielle Pakete aufladen könne, die es nur in den Claro-Shops gäbe, die sich aber wiederum nur in den größeren Städten befinden. Man hätte nur wohl leider vergessen, mir das beim Kauf auch zu sagen… . Somit müssen wir das im Supermarkt umsonst geladene Guthaben zähneknirschend abschreiben und ein neues Paket für die letzten Tage in Costa Rica kaufen.
Eigentlich wollten wir ja bereits jetzt, Ende Mai, nach Panama wechseln, bei meinen Erkundungen zur Grenzabwicklung ist mir aber dann aufgefallen, dass es die in Panama ebenfalls obligatorische Autoversicherung nur monatsweise zu kaufen gibt. Da wir inzwischen die Zusage der Reederei zur Verschiffung des Unimogs nach Kolumbien für den 8. Juli bekommen haben (was hoffentlich so bleibt…), müssten wir wegen der paar Tage zwei statt einem Monat Versicherung in Panama kaufen, was sich ja echt nicht auszahlt. Wir verlängern also sehr gerne noch einmal unserem Aufenthalt in Costa Rica und fahren dazu auf die Halbinsel „Osa“, die als absolutes Naturjuwel gilt und einen der bekanntesten Nationalparks des Landes „Corcovado“ einschließt, der jedoch, wie
die meisten Nationalparks nur zu Fuß zu durchwandern ist, aber bis zu dessen Eingang man auf einer mal mehr mal weniger intakten Schotterstraße fahren kann. Wir folgen also dem „Rio Grande de Terraba“, dem mit 196 km längsten Fluss des Landes, der nach den jetzt schon immer öfter sintflutartig niedergehenden Regenschauern bereits als braun gefärbtes Band die Landschaft durchfließt und erreichen dann die Stichstraße die auf die Halbinsel führt und der wir folgen. Immer wieder begegnen uns große Lastwagen, die riesige Stämme Tropenhölzer geladen haben, denn leider ist auch Costa Rica hierbei nicht das „gelobte Land“, auch hier wird Raubbau inmitten der Naturparadiese betrieben, um die ständig steigende Nachfrage nach Tropenholz auf der ganzen Welt zu befriedigen. Nach einem ersten, wunderschönen Ausblick auf den „Golfo
Dulce“ der hier durch die in den wilden Pazifik hineinragende Halbinsel gebildet wird, finden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz am „Playa Blanca“ und landen gleich hier mitten im Naturparadies. Rund um uns tummeln sich Leguane in allen Größen und Farben, beim Schwimmen im völlig ruhigen Wasser des Golfs strecken direkt neben uns Wasserschildkröten neugierig ihre Köpfe heraus und in den Bäumen über und neben
unserem Unimog turnen unzählige der seltenen hellroten Aras und wecken uns in der Früh mit ihrem lauten Kreischen. Noch nie haben wir so eine bute Vielfalt an Tieren in der freien Natur so aus nächster Nähe erlebt – Das gibt es wohl wirklich nur in Costa
Rica. Nach ein paar Tagen fahren
wir noch weiter die Halbinsel hinunter, vorbei an der einzigen kleinen Stadt „Puerto Jiminez“ bis zum „Playa Sombrero“, dem endgültig letzten Ziel auf unserer Erkundung von „Osa“, wo wir noch ganz einsam ein paar wundervolle Tage verbringen und wo sich jetzt zur Abwechslung anstatt der Papageien jede Menge Affen über unseren Köpfen durch die Bäume schwingen. Wir sind uns einig, es wäre wirklich wahnsinnig schade gewesen, dieses Naturjuwel auszulassen, denn die Halbinsel bietet wirklich alles, was Costa Rica ausmacht.
Die letzte Nacht vor dem Grenzübertritt verbringen wir dann, wie immer, bereits in Grenznähe in dem symphatischen Städtchen „Ciudad Neily“, wo wir
spontan an unserem letzten Nachmittag noch eine Tanzvorführung einer Folklore-Gruppe mitten im Park dargeboten bekommen und dabei noch einmal die Freude und den National-Stolz den die jungen Leute dabei ausstrahlen, live miterleben können.
Als Fazit zu Costa Rica können wir nur folgendes sagen: Wir waren am Anfang etwas enttäuscht über die „Amerikanisierung“ dieses Landes, das uns nach den gefühlt „vogelfreien“ Ländern wie Nicaragua, Honduras und El Salvador“ plötzlich wieder mit Schildern und Regeln überraschte und wir mussten uns wirklich umstellen auf die sauteuren Preise was uns so manchen Bar- oder Restaurantbesuch vermieste. Aber wir haben halt dann hier wieder vermehrt selber gekocht, was ja auch mal wieder super war und aber trotzdem auch zwischendurch in günstigen,“Sodas“, wie die kleinen Einheimischenlokale hier heißen, gegessen, die Standardgerichte, wie Fleisch oder Fisch mit Reis und Bohnen anbieten. Außerdem ist Costa Rica ganz sicher im Bezug auf seine Pflanzen- und Tierwelt das weitaus reichste und wundervollste Land das wir jemals besucht haben, was uns letztendlich dazu bewogen hat, um einiges länger zu bleiben, als eigentlich geplant. Wir haben das Land von Tag zu Tag mehr genossen und wenn man den Plätzen ausweicht die von Amerikanern und Kanadiern besetzt sind, was mit ein bisschen Recherche ohne weiteres möglich ist, findet hier jeder den für sich perfekten Platz. Der Gruß „Pura vida“, also „Leben pur“ mit dem man im Land überall begrüßt und verabschiedet wird, ist ja inzwischen untrennbar mit Costa Rica verbunden
und man hört ihn hier natürlich immer wieder. Trotzdem spürt man schon einen Unterschied im tourismusstarken Land Costa Rica im Umgang zwischen Gästen und Einheimischen, die einen hier zwar jederzeit freundlich aber trotzdem eben „als Tourist“ behandeln, im Gegensatz zu vorher besuchten, mittelamerikanischen Ländern, insbesonders fallen mir hier sofort Guatemala, El Salvador und Nicaragua ein,, wo jedes Lächeln und jede Geste direkt vom Herzen zu kommen schien. Aber alles in allem hatten wir wirklich eine fantastische Zeit in diesem Land, nicht ein einziges Mal haben wir an einem
Strand oder einem anderen Stellplatz auch nur einen Colón fürs Übernachten bezahlt, niemals wurden wir von irgendwo verjagt, alle Menschen waren überall ausschließlich freundlich zu uns. Auch hier haben wir nicht eine einzige negative Erfahrung mit Korruption oder gefährlichen Situationen erlebt, Costa Rica reiht sich somit nahtlos ein in die fantastische Riege der zentralamerikanischen Länder, die uns bisher alle so herzlich willkommen geheißen haben. Nur eines davon ist jetzt noch übrig auf unserer Liste, bevor wir nach Südamerika wechseln, nämlich Panama, das wir morgen betreten werden und auf das wir natürlich schon sehr gespannt sind.