On the road in Kanada

Wir starten gemütlich von Halifax und machen uns auf den Weg zur ca. 500 km entfernten Grenze zur USA. wir fahren jedoch nicht lange auf dem Trans Canada Highway, es zieht uns zurück an die Küste und wir finden zufällig einen grandiosen Übernachtungsplatz an einem kleinen Strand, ganz einsam am „Cape Enrage“ in New Brunswick, wo wir zusätzlich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt werden.

Grenze Kanada – USA – Eine „ernste“ Angelegenheit

Da wir am nächsten Tag zum ersten Mal die Grenze zur USA überqueren werden, lesen wir noch einmal die Informationen über die Einreiseregeln und übersiedeln vor der Abfahrt unsere Wurst-, Speck- und Käsevorräte vorsorglich aus der Kühlbox nach hinten in die Werkzeugstaukisten. Nachdem wir auch bei der Einreise nach Kanada offensichtlich nicht durchsucht worden sind, gehen wir’s beim Alkohol relativ sorglos an und verteilen die diversen Flaschen und Dosen nur in der Kabine. Die Grenzstation taucht dann ziemlich plötzlich nach einer Kurve vor uns auf und Karl fällt ein, dass die Fahrzeugpapiere noch hinten in der Kabine sind. Da sowieso noch zwei Fahrzeuge vor uns warten, steige ich aus, hinten über die Leiter wieder ein und nehme die Papiere mit nach vorne. Es dauert keine zwei Minuten, schon kommt eine Beamtin, die uns anscheinend vom Grenzgebäude aus beobachtet hat, und will, mit sehr ernstem Ton, wissen, warum ich das Fahrzeug verlassen hätte. Ich erkläre ihr, dass ich nur die Papiere geholt habe und sie nimmt das zur Kenntnis und geht zurück in die Grenzstation. Wahrscheinlich war ihre Befürchtung, ich hätte noch schnell ein paar Drogen oder was auch immer versteckt. Nach einer ersten, oberflächlichen  Kontrolle unserer Pässe müssen wir den Unimog abstellen und werden von der gleichen Beamtin ins vollkommen leere Grenzgebäude begleitet. Karl meint gleich es sei Freitag Mittag und nichts los, da haben die wohl viel Zeit zum Kontrollieren… . Die Beamtin nimmt unsere Pässe jetzt genau unter die Lupe und fängt an zu fragen: Warum und wie lange wollen wir bleiben, haben wir Freunde und Familie hier, was arbeiten wir in Österreich, warum haben wir uns Visas für die USA ausstellen lassen, usw. – und dann natürlich: Gibt es Obst Gemüse oder anderes „fresh food“ im Auto, Alkohol, Waffen, Zigaretten? Wir geben als Antwort: Kein fresh food, ein, zwei Flaschen Wein und ein paar Zigarren. Sie nickt, immer noch sehr ernst, mit dem Kopf, bittet um die Autoschlüssel, weist uns an Platz zu nehmen und verlässt das Gebäude in Richtung Unimog. Wir bleiben mit gemischten Gefühlen zurück und können durch eine Scheibe nur sehen, wie die Kabinentüre geöffnet wird. Dann vergehen 10 Minuten,…, 20 Minuten…, es vergehen 30 Minuten… – Ja was macht die denn da drinnen nur so lange?! Wie kann man eine halbe Stunde zum Durchsuchen von 6m2 brauchen? Mit aufkommender Panik denke ich an die Prosecco-Dosen, die Flasche Gin und die Weinflaschen, die ich nur salopp im Bett verteilt habe…, an die „Gasteiger“-Schnapsflaschen unter der Sitzbank und im Kühlschrank ist ja auch noch einiges drinnen. Ich sehe im Geiste die Beamtin, wie sie gerade eine immer länger werdende Liste unserer Alkohol- und Zigarrenvorräte erstellt. Mir fällt jede jemals gesehene Folge von „Achtung Kontrolle – die Grenzpolizei“ wieder ein – Wie war das nochmal wenn man falsche Angaben macht?! Endlich kommt sie zurück, winkt uns mit unbewegtem Gesicht zum Schalter. Sie macht Fotos von uns und scannt die Fingerabdrücke – vielleicht schon für den Knast?! – Aber nein, alles ist gut, wir kriegen unsere Autoschlüssel zurück, sie stempelt uns die höchstmögliche Aufenthaltsdauer von sechs Monaten in die Pässe und – zum Schluss lächelt sie sogar und wünscht uns noch eine gute Fahrt. Was immer sie in dieser halben Stunde in unserem Unimog gefunden hat – es hat uns diesmal nicht geschadet, aber wir nehmen uns vor, in Zukunft um einiges mehr Vorsicht bei der Auswahl unserer Verstecke für „diverse Güter“ walten zu lassen.

Wir setzen unsere Fahrt fort und es werden bald die kleinen Unterschiede zwischen Kanada und der USA deutlich. Es sind ab sofort Meilen angeschrieben, der Diesel wird in Gallonen berechnet und vor den meisten noch so kleinen Häusern und auf vielen der allgegenwärtigen Pick ups weht die amerikanische Fahne. Auch zum Campen nehmen die Amerikaner ihre Flaggen mit und platzieren sie stolz neben ihren  riesigen Wohnmobilen. Wir sehen sogar Hydranten,die in den Nationalfarben bemalt sind. Der Patriotismus in diesem Land ist wirklich nicht zu übersehen.

Was sich in den USA gegenüber Kanada aber nicht geändert hat, ist das unwahrscheinliche, fast schon an Verehrung grenzende, Interesse der Menschen an unserem Unimog. Überall auf den Straßen wird gehupt und uns das Victory Zeichen gezeigt, die Leute kurbeln die Scheiben hinunter und rufen uns zu wie toll sie das Auto finden. Wir werden fotografiert, auf dem Highway über drei Spuren hinweg per Handy gefilmt, die LKW-Fahrer grüßen uns mit Lichthupe und ihren dumpfen Signalhörnern, an den Tankstellen brauchen wir ewig, weil ständig Menschen neben uns anhalten, aus den Autos springen und mit uns über den Unimog und über unsere Reise reden wollen – Wir haben schon einiges in dieser Beziehung erlebt, auch die Italiener und speziell die Sizilianer waren sehr begeistert von unserem Auto, aber was sich hier in Kanada und den USA abspielt – das überrascht uns dann doch!

Durch Maine und „Wer schläft schon am Walmart-Parkplatz?“

Der erste Nachteil gegenüber Kanada zeichnet sich dann gleich am ersten Tag ab. Hatten wir in Kanada noch wild gecampt, ob downtown in Halifax oder am Strand vom Cape Enrage – niemanden schien es gestört zu haben. Die Beamtin an der Grenze hat uns am Schluss noch informiert, dass wir, weil viele Campgrounds zu dieser Jahreszeit ja noch geschlossen haben, kostenlos auf den Parkplätzen der Walmart Supermärkte übernachten dürften. Natürlich hatte ich das bereits vorher in vielen Reiseforen gelesen, aber – das kann ja wohl nicht für uns gelten – wir, die wir doch immer die besten Plätze finden und überhaupt – Wer will denn schon auf einem Supermarktparkplatz übernachten?!  Gleich der erste Tag in den USA wird zur Geduldsprobe. Unzählige Stichstraßen fahren wir ans Meer hinunter und die gleichen erfolglos wieder zurück zur Hauptstraße. Alles ist, wenn auch locker, besiedelt, an jeder Schotterstraße steht ein typisch amerikanischer Briefkasten, was davon zeugt, dass es sich hier um Privatgrund handelt und bei ihrem Privateigentum kennen die Amerikaner ja kein Pardon, wie man so hört. Irgendwann, als wir uns gerade auf der Rückfahrt von einer ca. 10 km langen, im Vorfeld unmarkierten Sackgasse, befinden, taucht ein kleiner Schotterplatz neben einem Teich auf. Karl meint das wäre doch nett zum Übernachten, ich finde aber wir sollten noch weitersuchen, es ist ja ja erst 18.00 Uhr und es ist doch hell bis 22.00 Uhr. Jeder der schon einmal mit einem Camper oder ähnlichem unterwegs war, weiß, das es, insbesonders beim „Wild Campen“, nach Einbruch der Dunkelheit wirklich schwierig wird einen Platz zu finden. Was ich natürlich zusätzlich vergesse ist, dass wir heute den ganzen Tag nach Westen gefahren sind und sich die Zeit um eine Stunde verschoben hat. Wir fahren also weiter und finden: Absolut nichts! Frustriert und mega hungrig steuern wir einen „Pizza to go“-Shop an, der ganz alleine auf einem riesigen, leeren Parkplatz steht. Wir bestellen uns eine Pizza und fragen, ob wir dort übernachten dürfen. Fast war es zu erwarten – Wir dürfen nicht. Aber der nette Herr vom Pizza-Shop gibt uns einen Plan vom Ort und markiert uns darauf einen Platz, nur 5 Minuten entfernt, an dem wir problemlos übernachten könnten. Als Draufgabe finden wir in seinem Shop noch einen Karton mit 18 Dosen Budweiser-Bier im absoluten „Sale“, was den Abend ja auch gleich ein bisschen besser macht… . Inzwischen ist es stockfinster und wir begeben uns in die beschriebene Richtung. Und dann taucht er vor uns auf : Der Walmart-Supermarkt: Kostenlos parken, super gratis wlan, Einkaufen bis Mitternacht,… Wir lieben ihn!

Wir bewegen uns weiterhin gemütlich in südlicher Richtung der Küste entlang durch den Bundesstaat Maine, der bekannt ist für seine riesigen Hummerfanggebiete, stoppen wie es uns gefällt, in kleinen Orten wie z.B. „Boothbay Harbor“ und kosten gleich mal an einem der zahlrichen Lobster-Stände die dort so beliebte „Lobster-Roll“, ein Hot Dog Brot, gefüllt mit kaltem, in einer Mayonaisesauce angemachtem Lobsterfleisch, dazu Coleslaw und – natürlich – Pommes frites. Es schmeckt super, die Preise sind eher weniger angenehm, wir zahlen für eine Roll, ohne Getränke US$ 44,00! Die Preise in den USA stehen denen in Kanada um nichts nach, aber – es muss ja schließlich auch nicht immer Hummer sein! Schließlich erreichen wir Portland, wo wir einen entspannten Nachmittag bei einem Hafenbummel  verbringen. Eine Live-Band heizt uns direkt an der Waterfront richtig ein und vertreibt die Kälte die der Wind vom Meer mitbringt.

Leider macht der Unimog Karl Sorgen. Seit einigen Tagen beobachtet er, der jeden Tag akribisch das Auto checkt, immer dann wenn wir schneller und länger fahren, Ölspuren an drei unserer Radfelgen. Da der Unimog ja für die große Reise komplett durchgecheckt und alle Öle gewechselt wurden, hoffen wir, dass dabei vielleicht nur zu viel Öl eingefüllt wurde, das jetzt, wenn es sich erwärmt, überläuft. Wir suchen uns daher in Portland eine Werkstatt und werden bald fündig. Die Jungs von „Mc Farland Truck Repair“ sind schwer begeistert von unserem Auto und machen sich gleich an die Arbeit um etwas Öl abzulassen, während ihr Chef unablässig Fotos vom Unimog in seiner Werkstatt macht. Das Ganze ist schnell erledigt und wir erhalten am Schluss noch die Adresse einer Truck-wash-Stelle, wo der Unimog eine General-Wäsche von uns erhält, die er sowieso dringend nötig hat, der Sahara Sand klebt noch seit der Abreise an unseren Sonnenkollektoren, es ist ein Wunder dass die überhaupt noch Strom liefern. Außerdem wollen wir die Felgen ganz sauber machen, um jede noch so kleine Ölspur sofort zu sehen. Karl beobachtet sie während der nächsten Tage genau, findet aber Gott sei Dank keine Spuren von Öl mehr.

Durch New Hampshire, Massachusetts und Connecticut

Wir fahren weiter und erreichen Boston, ich will unbedingt hinaus nach Cape Cod, die Häuser der „Reichen und Schönen“ sehen, denn eine Gegend die den Kennedys als Sommersitz dient, ist für uns ja grade gut genug. Die Anfahrt stellt sich als große Enttäuschung heraus, die Straße führt mitten durch das Innere der langen Halbinsel und außer Bäumen rechts und links sieht man genau gar nichts. Das ändert sich als wir die Küste erreichen, die von endlos langen Sandstränden eingerahmt wird. Die Sonne kommt durch die Wolken und wir starten zu einem Strandspaziergang, die Wassertemperatur und der kalte Wind laden uns aber nicht zum Baden ein. So wunderschön die Gegend hier ist, alles wirkt sehr steril und „amerikanisch organisiert“. Überall stehen Verbotstafeln, nirgends darf man an den Strand heranfahren. Am Abend stellen wir uns hinter eine hohe Fliederhecke mitten im Wald, niemand regt sich darüber auf und wir genießen es, an einem so teuren Ort kostenlos zu übernachten. Bei der Rückfahrt von Cape Cod nehmen wir dann eine der kleineren Straßen und kommen auch durch Hyannis Port, die Kennedys lassen uns dann aber eh nicht rein – wahrscheinlich weil wir keine Berliner sind… .

 

 

 

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3 Comments

    1. Lieber Fredi, wie schön auch von Dir hier mal was zu hören! Herzlichen Dank, ich werde mich bemühen, Euch weiterhin mit meinem Blog zu unterhalten. Liebe Grüße zurück an Dich und Monika, Rebecca unnd Karl

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