Endlich südwärts – und – „Feiern wie die Amerikaner“

Wieder zurück in den USA durchfahren wir als erstes den Staat Washington, lassen Seattle rechts liegen und erreichen die Küste von Oregon und somit den einzigartigen „Highway 101“. Wir stoppen am „Cannon Beach“, wandern den wunderschönen Strand entlang und übernachten freistehend mit grandiosem Blick auf dessen Wahrzeichen, den „Haystack Rock“. Der nächste Tag wird leider getrübt vom hier an der Küste oft tagelang festhängendem Nebel und wir befürchten schon, von der wunderbaren, vor uns liegenden Küste nicht viel mitzubekommen. Aber schon einen Tag später ist uns der Wettergott wieder hold und wir genießen jeden Kilometer dieser, in endlosen Kurven, meist hoch über den unverbauten Stränden dahinführenden Küstenstraße mit unglaublichen Ausblicken.

 

Schließlich erreichen wir die „Oregon Dunes“, ein riesiges, direkt bis ans Meer grenzendes Dünengebiet, das teilweise mit Fahrzeugen befahren werden darf. Wir übernachten auf einem Campingplatz der direkt an die Dünen grenzt und mieten uns gleich nebenan für den nächsten Tag einen Polaris-Beach-Buggy. Am Abend feiern wir hier außerdem noch, wieder mal mit einem Lagerfeuer und einer besonderen Flasche Sekt, 20.000 seit der Abreise gefahrene Kilometer und können es kaum glauben, nun schon fast fünf wundervolle Monate unterwegs zu sein. Der nächste Tag ist dann mal wieder ganz dem „Speed“ gewidmet. Wir brettern mit dem Buggy die Dünen auf und ab, über enge Sandwege durch die Wälder und mit Vollgas den endlosen Strand entlang. Die Verleihfirma hat uns auf eine erlaubte Höchstgeschwindigkeit hingewiesen, die wir aber nur für einen schlechten Witz halten, diese reicht Karl gerade mal so zum Aufwärmen und den ersten Buggy haben wir dann auch gleich mal nach 20 Minuten „erledigt“. Wir schaffen’s grade noch so zur Verleihfirma zurück und bekommen dann auch gleich einen Ersatz, der diesmal sogar bis zum Ende durchhält. Mitten in den Dünen wurde eine Gedenkstätte, ganz amerikanisch und natürlich mit großer Fahne, für jene eingerichtet, die hier beim Fahren zu Tode gekommen sind und das sind gar nicht so wenige. Da nimmt man dann für die nächsten Minuten schon mal gerne den Fuß vom Gas. Karl juckt es natürlich anschließend sehr, auch noch mit dem Unimog ein paar Dünen rauf und runter zu fahren, ich will das aber auf keinen Fall, schließlich ist er gerade „frisch vom Service“ und außerdem sind wir jetzt fast eine Tonne schwerer als bei unseren Reisen durch Marokko und Tunesien und ich habe echt Angst, dass vielleicht „unser Zuhause“ nur für ein bisschen Spass dann irgendwo eine Düne runterkippt und wir dann obdachlos sind. Schließlich lassen wir es sein und ich glaube, es war eine gute Entscheidung!

 

Wir fahren weiter die traumhafte Oregon-Küste nach Süden, übernachten immer freistehend an den schönsten Aussichtspunkten, wie z.B. am „Devil’s punchbowl“ wo das Meerwasser durch enge Felsöffnungen schießt und dabei brüllende Geräusche erzeugt, oder am „Meyers Creek Beach Viewpoint“, wo wir beim Strandspaziergang am nächsten Vormittag, als gerade Ebbe herrscht, Felsen mit Muscheln und Seesternen bewundern. Dann geht es weiter und wir wechseln wieder einmal den Bundesstaat, denn wir verlassen Oregon und erreichen Kalifornien. Hier werden wir gleich nicht nur von großen „Black Angus“ Rinderherden begrüßt, es erwarten uns auch die riesigen Wälder mit „Redwood-Bäumen“.  Die größten dieser Baumgiganten erreichen am Boden einen Durchmesser bis zu sechs Meter, werden bis einhundert Meter hoch und bis zu zweitausend Jahre alt. Wir fahren durch die „Avenue of the giants“ und bewundern die Riesen, bei einem kann man sogar durch eine enge Spalte in den Stamm wie in eine Höhle hineinklettern, was ich natürlich sofort ausprobieren muss. Endlos zieht sich die Straße dann durch die dichten Redwood-Wälder, bis ganz plötzlich wieder das Meer und die wunderbare, jetzt kalifornische Küstenstraße „Highway 1“ auftaucht. Die Sonne strahlt, wie bleiben weiterhin vom berüchtigten Küstennebel verschont, aber durch den kalten Wind vom Pazifik erreichen die Temperaturen nicht mehr als 15, 16 Grad.

 

Am nächsten Tag ist Feiertag in den USA, nämlich Labour Day. Dieser beendet für die Amerikaner sozusagen die Sommersaison, die mit dem Independence Day am 4. Juli begonnen hat,  bei den Kindern  die Sommerferien und bei den Erwachsenen die Urlaubszeit. Ab dem Labour Day gelten fast überall Nachsaisonpreise, die riesigen Wohnwägen und Wohnmobile verschwinden fast schlagartig aus dem Straßenbild, dafür tauchen die großen, gelben Schulbusse wieder überall auf, für die man anhalten muss, wenn sie mit ausgeklapptem Stopp-Schild in der Haltestelle stehen, auch wenn man in der Gegenrichtung unterwegs ist. Zum Schutz der oft vor und hinter den Bussen über die Straße laufenden Kinder gar keine schlechte Idee finden wir.

Die Feiern zum 4. Juli haben wir in Alaska ja leider verpasst, das soll uns jetzt zum Labour Day aber nicht noch einmal passieren. Ich schaue im Internet nach, wo in unserer Nähe was los ist und stoße auf die Ankündigung einer Parade im Städtchen Fort Bragg, das genau auf unserem Weg liegt. Wir sind schon fast eine Stunde vor dem angekündigten Beginn der Parade dort, die ganze Kleinstadt scheint bereits auf den Beinen zu sein, manche sind in Kostümen unterwegs, andere richten sich mit Campingstühlen und Kühltaschen am Straßenrand häuslich ein und wirklich alle sind in bester Stimmung. Wir suchen nach einem Parkplatz und werden von einem netten Herrn von der Festorganisation gleich gefragt, ob wir denn nicht in der Parade mitfahren möchten – Nein, diesmal wollen wir wirklich nur zuschauen, aber trotzdem dürfen wir gleich nebenan parken, wo sich der riesige Festzug zusammenstellt. Was dann von den Amerikanern in dieser kleinen Stadt auf die Beine gestellt wird – wir können es kaum fassen. Ob Feuerwehr mit sämtlichen Fahrzeugen, der neue Sheriff, die Polizei, Politiker, alle Mannschaften des örtlichen Footballteams inkl. Cheerleadern und Maskottchen, fahnenschwingende Mexikaner auf rassigen Pferden, Musikkapellen, Clowns,… – Alle sind mit voller Begeisterung dabei, marschieren mehrmals durch die ganze Stadt und werden von der Menge bejubelt. Ringsum sieht man kostümierte, glückliche Menschen und ich muss ganz kurz an die Diskussionen denken, die ich online in der Ischler Woche über die Kaiserwoche gelesen habe. Amerika hat sicher auch einige sehr dunkle Flecken in seiner Geschichte, aber hier wird die Tradition mit Freude und Spaß hochgehalten, niemand legt gleich auf die Waagschale, dass ein paar kostümierte Menschen sich ein paar schöne Stunden machen. Ein bisschen mehr Augenzwinkern und vielleicht sogar ein Fünkchen vom Patriotismus der Amerikaner würde uns Österreichern manchmal bestimmt nicht schaden! Anschließend an die Parade gibt es mitten in der Stadt noch ein typisch amerikanisches Barbeque, das wir uns natürlich keinesfalls entgehen lassen dürfen. Brav stellen wir uns in die lange Schlange vor der Essensausgabe und erhalten nach strengem Blick von der älteren Dame bei der Kassa ein Armband, das es uns sogar erlaubt Bier und Wein zu konsumieren. Nach einer guten halben Stunde Anstellzeit gibt’s dann die verschiedenen Fleischsorten, Wurst, Salat und Weißbrot alles zusammen auf ein Pappteller,  die gewünschten Saucen kippt man sich noch oben drauf und dann setzt man sich damit entweder an einen freien Tisch oder einfach zu den anderen Leuten auf den Rasen. Beeilen braucht man sich dabei nicht, das Essen ist sowieso bereits eiskalt wenn man’s kriegt – Egal, man isst, trinkt und lauscht der Live-Band, die aus ein paar Herren der Woodstock-Generation besteht, die mit rockigen Rhythmen richtig Gas geben. Alt und jung ist hier vertreten, jeder kennt sich – Alleine bleibt man sowieso nie lange, die Amerikaner unterhalten sich einfach zu gern und so genießen wir den Rest des Nachmittags als gehörten wir hier dazu.

 

Unsere Reise führt uns weiter die wunderbare Küste von Mendocino entlang, mit täglich unglaublich schönen Übernachtungsplätzen. Oft sitzen wir abends auf der Steilküste und sehen rechts vor uns die Sonne ins Meer sinken und links vor uns den Mond aufgehen. Dann sind es noch 130 km bis nach San Francisco. Wir wachen am Vormittag bei 30 Grad auf, für San Francisco sind 36 vorausgesagt, bereits zu Mittag zeigt unser Außenthermometer beim Fahren dann aber schon 42 Grad an. Wir flüchten in eine klimatisierte Shopping-Mall in einem der Vororte, ich suche nämlich mal wieder dringend einen Friseur (der letzte war schließlich vor ewigen Zeiten irgendwo im Norden von Kanada…) und in den Einkaufszentren gibt es meistens welche die auch Kunden ohne Termin nehmen. Leider aber nicht in diesem, wir vertrödeln etwas Zeit bis die Temperatur draußen erträglicher wird und fahren dann erst einmal in einen der Nobelvororte von San Francisco, nach Sausalito. Hier in einer der kultigen Hausbootsiedlungen wollten wir uns eigentlich mit Al und Tara treffen, die wir auf der Alaska-Fähre kennengelernt hatten. Durch unsere Verspätung von fast drei Wochen, die uns unser Unimog-Service in Vancouver eingebracht hat, treffen wir die beiden aber jetzt leider nicht an, sie befinden sich nämlich gerade auf Urlaub in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo sie mit Freunden Al’s 60. Geburtstag feiern. Das tut den beiden mindestens so leid wie uns, speziell weil Karl und Al, ein ehemaliger Küchenchef, der seine Restaurants inzwischen verkauft hat, unbedingt zusammen Käsespätzle, Al’s absolute Lieblingsspeise, kochen wollten.

Das lässt sich aber leider nicht ändern und wir erkunden alleine das wunderschöne Sausalito und kommen dann genau richtig zum Sonnenuntergang an die Golden Gate Bridge. Wir übernachten die nächsten Tage direkt am View Point neben der Brücke und haben wieder einmal unglaubliches Wetterglück, denn wir bleiben vom oft kurzfristig einfallende Nebel komplett verschont und können somit das Wahrzeichen von San Francisco von allen Seiten bewundern. Natürlich besuchen wir auch die Stadt selbst. Wir fühlen uns wie einst in den 70ern Karl Malden und Michael Douglas in den „Straßen von San Francisco“, als wir die bis zu 30 % starken Steigungen der 42 Hügel auf denen die Stadt erbaut wurde, in dauerndem Hinauf und Hinab überwinden, noch dazu mit ständigen Stopp-Tafeln an allen Kreuzungen, was das ganze nicht gerade einfacher macht.Wir fahren sogar die angeblich „kurvenreichste Straße der Welt“, die Lombard Street, die mitten im Zentrum von San Francisco auf nur 145 Metern Länge in acht engen Kurven 33 Höhenmeter bergab führt, was zu ziemlicher Verwunderung bei den sich dort aufhaltenden Touristen und Einheimischen führt, die uns mit ungläubigem Staunen dabei zusehen. Gott sei Dank erst nachdem wir wohlbehalten unten ankommen, sagt mir Karl, dass oben eine Verbotstafel für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen angebracht ist, woraufhin ich die verwunderten Blicke der Passanten dann schon eher verstehe.  Natürlich besuchen wir Fisherman’s Wharf und die Seelöwen die faul auf Pier 39 herumhängen. Wirklich interessant ist die Besichtigung der Gefängnisinsel Alcatraz und wir essen zweimal unglaublich gut im wunderschönen Chinatown, wo wir auch die Werkstatt besuchen in der angeblich die Glückskekse erfunden wurden und bis heute frisch und teilweise noch warm verkauft werden. Sie schmecken wirklich köstlich, ähnlich wie unsere Weihnachtskekse und ganz anders als das trockene Zeug das man bei unseren Chinesen bekommt. Alles in allem verbringen wir eine wunderbare Zeit in  San Francisco!

 

 

Wir unterbrechen ab hier unsere Südroute und machen uns auf den Weg nach Osten, in Richtung der großen Nationalparks der USA. Die Auswahl der Parks die wir uns anschauen wollen ist uns, bedingt durch die große Anzahl der Parks, einerseits schwer gefallen, nachdem wir aber, spätestens seit den Nationalpark-Erfahrungen in Kanada, ohnedies nicht die größten Fans von überlaufenen und streng geregelten Nationalparks sind, haben wir uns dann doch ziemlich schnell für eine „kurze Runde“ (von ein paar tausend Kilometern…) durch Nevada, Utah und Arizona entschieden.

Nach einer Übernachtung mit großartigem Ausblick auf den Wood Creek erreichen wir am frühen Nachmittag den „Yosemite Nationalpark“ und schon geht der Ärger wieder los: Wir dürfen nicht hinein, weil man zwischen 09.00 Uhr und 16.00 Uhr dafür eine Reservierung braucht. Diese kann man nur im Internet machen, beim Eingang gibt es aber kein Netz, man muss einige Kilometer bis zu einer Lodge zurückfahren und dort mit deren wlan die Reservierung vornehmen, so klärt uns der Ranger beim Eingang zum Park auf. Was er nicht sagt, was wir aber dann rasch selbst herausfinden, ist, dass man für den aktuellen Tag sowieso keine Chance auf eine Reservierung mehr hat, sofern man diese nicht um 06.00 Uhr früh vornimmt. Es bleibt uns daher also nichts anderes übrig, als bis nach 16.00 Uhr zu warten, bis wir auch ohne Reservierung reinfahren können. Das Ganze hat dann auch sein Gutes, ab 16.00 Uhr sind nämlich die Kassen geschlossen, man wird darauf hingewiesen, dass man die Eintrittsgebühr von $35,00 bei der Ausfahrt zahlen muss. Als wir dann aber am nächsten Tag aus dem Park hinausfahren, ist der dortige Ranger so mit den Hineinfahrenden beschäftigt, dass er uns einfach ohne Zahlen durchwinkt. Vorher übernachten wir aber noch unerlaubterweise auf einem Parkplatz mitten im Nationalpark, hoch oben auf dem Tioga-Pass, dem mit 3.031 m höchsten, befahrbaren Pass von Kalifornien. Es interessiert uns nämlich, ob der Unimog hier gut anspringen wird und wir sind begeistert, dass er das am nächsten Morgen schon beim ersten Versuch problemlos tut. Hier sind wir zurück im Bärengebiet, überall auf den Parkplätzen befinden sich fest verschließbare „Food-Container“ und jeder Wanderer der von hier aus startet, wird mit Schildern darauf hingewiesen, keine Lebensmittel im Auto zurückzulassen, sondern alles in die Container zu legen, da die Bären Autos mit gut riechendem Inhalt schon desöfteren stark beschädigt haben.  Den Park selbst finden wir mäßig interessant, in Flachländlern mögen die rundgeschliffenen Granitfelsen und der viele Wald Begeisterung auslösen, nach fünf Monaten Kanada und Alaska sind wir da aber schon anderes gewöhnt.

Wir verlassen den Park und fallen 1000 m tiefer vom Kiefernwald in die Halbwüste des Mono Basins. Wir passieren ohne Stopp Lee Vining, den Ort mit der angeblich teuersten Tankstelle der USA, im teuren Kalifornien tanken wir momentan ohnedies bereits für umgerechnet € 1,65, also auch nicht gerade billig. Wir passieren den Mono Lake, einen 150 km großen Kratersee, dessen Wasserstand sich durch riesige Wasserentnahmen für Los Angeles in den letzten Jahren drastisch verringerte während sich der Salzgehalt verdoppelte, was die gesamte Pflanzen- und Tierwelt rund um den See praktisch vernichtet hat.

Auf jeden Fall einen Halt wert ist uns aber dann die kleine „Ghoasttown Bodie“ in einem einsamen Tal auf 2.500 m Höhe. Diese ist um 1880 hier nach einem riesigen Goldfund entstanden und zu ihrer Blütezeit lebten hier bis zu 30.000 Menschen. Mit Abnahme des Goldrauschs wanderten viele wieder weiter und seit den 30er Jahren ist Bodie eine Geisterstadt. Allerdings eine sehr gut erhaltene, denn der hohe Salzgehalt der Luft durch die Nähe zum Mono Lake hilft mit, die vorhandenen Gegenstände gut zu konservieren. Wir verbringen ein paar interessante Stunden in dem alten Städtchen bevor wir uns wieder auf den Highway Richtung Osten begeben.

 

„Warten auf die Aliens“ und „Übermut – Unser zweiter Vorname“

Der Highway den wir, inzwischen im Bundesstaat Nevada, befahren, trägt in dieser Gegen den Beinamen „Extraterrestrial Highway“, weil er nahe dem militärischen Sperrgebiet „Area 51“ liegt, wo man sich voll auf die Landung Außerirdischer konzentiert. Es gibt hier sogar einen Campingplatz mit einem UFO-Landeplatz. Woher die Amis wissen wollen, dass die Außerirdischen genau hier landen werden, finden wir leider nicht heraus. Wir übernachten dann auch nicht auf dem UFO Campingplatz sondern auf einem anderen in der nächsten Kleinstadt mitten in der Wüste, in Tonopah, und wundern uns, dass in dieser gottverlassenen Gegend der Platz gerammelt voll ist und wir gerade noch einen Reserveplatz kriegen und das auch nur weil wir keinen Stromanschluss brauchen. Man stellt uns in eine Ecke direkt neben das Häuschen mit den Duschen, Toiletten und den Waschmaschinen, was mir nur recht ist, weil ich dringend Wäsche waschen muss. Karl wandert unterdessen über den Platz und erfährt von anderen Gästen, dass es hier in der Gegend ein Lithium-Vorkommen gibt und nun seit einiger Zeit kanadische Firmen Bohrungen vornehmen, da es sehr wahrscheinlich sei, dass noch weitere Vorkommen existieren. Daher ist der Campingplatz voll mit Arbeitern, die mit Hochdruck nach dem weltweit begehrten Lithium suchen.

Weitere drei Tage fahren wir gefühlt immer nur geradeaus durch diese Halbwüste, immer auf einer Höhe zwischen 1.500 und 2.500 Metern. Verkehr herrscht hier fast überhaupt keiner, hin und wieder sehen wir Schilder mit „Open Range“, was bedeutet, dass wir uns auf Ranchgebiet befinden und die Rinder hier nicht eigezäunt sind. Wir sehen aber nur selten welche und fragen uns überhaupt, wovon diese sich hier ernähren. Denn außer Sand und verdorrten, dornigen Büschen gibt es hier einfach nichts, jede österreichische Kuh würde hier nach zwei Tagen verhungern. Dann wird die Wüste zunehmend gebirgiger, es zieht ein riesiges Gewitter auf, wir bekommen sogar per SMS eine Flutwarnung für das Gebiet das wir gerade durchfahren. So schlimm kommt’s dann aber nicht, es regnet zwar stark und die Straße ist an manchen Stellen auch etwas überflutet, aber für den Unimog nicht der Rede wert. Anscheinend befinden wir uns, zumindestens den Wolken nach, eher am Rand des betroffenen Gebietes und der Spuk ist dann auch ziemlich schnell wieder vorbei. Die Sonne ist rasch wieder zurück, wir übernachten ganz einsam an einem Traumplatz, bei den der warmen Quellen von Panaca und erreichen nächsten Tag Utah und den zweiten Nationalpark auf unserer Liste, nämlich den „Zion Canyon Park“, der uns schon um einiges mehr begeistert. Die engen, steilen Canyons leuchten orangerot im Licht der Nachmittagssonne, durch einen Tunnel gehts nur im Konvoi , auch hier halten wir uns aber nicht länger als einen Tag auf, sondern übernachten kurz nach dem Parkausgang.

Das nächste Action-highlight steht dann schon kurz bevor, wir erreichen die „Coral Pink Sand Dunes“, wiederum ein riesiges Dünengebiet, das für die Öffentlichkeit freigegeben ist. Hier stellt sich Gott sei Dank die Frage gar nicht, ob wir mit dem Unimog hinein fahren sollen, denn das ist hier nicht erlaubt. Möglich ist das nur mit allen möglichen Arten von Sandbuggies, etc. – Und man kann sich Boards leihen, entweder lange, etwa gleich wie Snowboards, oder kurze, auf denen man sitzend die Dünen hinunterflitzt. Das müssen wir natürlich unbedingt ausprobieren! Snowboarden können wir beide nicht, also leihen wir uns ein Sitzboard, dazu bekommen wir Wachs wie früher beim Schifahren und eine Einweisung, bei der darauf hingewiesen wird, dass man nicht zu zweit mit dem Board fahren soll, weil man dann viel zu schnell wird und sich auch nicht an den Haltegriffen links und rechts festhalten soll, sondern die Hände zum Bremsen verwenden soll. Bremsen? Wir doch nicht! – Und selbstverständlich werden wir zu zweit fahren! Zuerst steht aber ohnedies der kräftezehrende Aufstieg auf die höchste Düne bevor. Da wir wieder einmal etwas länger geschlafen haben, ist es schon fast Mittag bis wir beim Anstieg sind und die Sonne brennt gnadenlos herunter. Karl probiert dann erst einmal alleine eine Abfahrt und alles läuft super. Ebenso bei mir, ich sause die riesige Düne hinunter, es ist echt ein Riesenspaß. Wir teilen unser Board dann noch mit einem jungen Paar aus Tirol, die ohne Board auf der Düne auftauchen und sich riesig darüber freuen. Aber dann – Wir beschließen jetzt endlich eine Abfahrt zu zweit zu wagen. Das Board ist ziemlich kurz und wir müssen uns ganz eng zusammenquetschen, gleichzeitig die Füße übereinander vorne auf den Rand und los gehts. Die zwei Tiroler schieben an, aber nach ein paar Metern bleiben wir schon hängen, irgendwie sind wir wohl zu schwer oder wir brauchen mehr Gefälle. Genau das finden wir dann am anderen Ende der Düne. Hier geht’s richtig steil hinunter. Wir nehmen wieder Position ein, nebenbei muss ich uns auch noch mit dem Handy filmen, ist ja klar und diesmal erreichen wir schon ganz schönen Speed. Wir kommen nicht ganz bis zur Hälfte hinunter, bevor es uns dementsprechend wild zerlegt. Nix passiert, eine kurze Analyse und zurück zum Start. Beim zweiten Mal haben wir nun bereits zumindestens für den ersten Teil eine Spur hinunter und dementsprechend schneller wird die Fahrt. Kurz vor dem letzten Drittel der zweite Sturz – Es überschlägt uns mehrmals, wir kugeln die Düne hinunter und können uns kaum halten vor lauter Lachen. Wie die kleinen Kinder im Winter im Schnee sammeln wir unsere Sachen wieder zusammen, quälen uns wieder schwitzend bis ganz hinauf um noch ein allerletztes Mal zu starten. Es kann doch nicht sein, dass wir es nicht ohne Sturz bis ganz nach unten schaffen. Karl wachselt noch einmal das Board richtig ein, wir vereinbaren, diesmal auf jegliche Brems- und Lenkaktionen zu verzichten und – Es kommt wie es kommen muss bei so viel Übermut: Es überschlägt uns fast ganz unten bei vollem Speed, Karl wird über mich drüber katapultiert, mich trifft das Board am Kopf und schrammt mir über die Beine. Diesmal mischen sich die Lachtränen mit Schmerzschreien, wir sammeln unsere ganzen Sachen ein und ich bin sehr zerknirscht, weil meine Lieblingsbrille leider zu den Opfern zählt, ein Bügel ist abgebrochen und natürlich im Sand verschwunden. Ist ja auch super schlau, genau die Lieblingsbrille zu solchen Aktionen aufzusetzen…! Karl humpelt, bei ihm hat es sein ohnedies seit Jahren lädiertes Knie erwischt. Na bravo, der Nachmittag war wieder einmal ein voller Erfolg – Aber halt auch unendlich lustig. Wir bringen das Board zurück und weiter gehts Richtung Osten.

Nationalparks und „Endlich Las Vegas“

Wir erreichen den nächsten Park auf unserer Liste, nämlich den „Bryce Canyon Nationalpark“ und sind zum ersten Mal wirklich begeistert! Staunend wandern und fahren wir zwischen den einzelnen Aussichtspunkten, die sich bis auf 2.800 m hinauf ziehen, hin und her und bewundern die im wechselnden Licht ständig in neuen Rottönen leuchtenden Felsformationen. Wir sind uns einig – Dieser Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Wir verzichten auf den Besuch des Arch Canyon Parks und auch auf Monument Valley, es steht ja noch der Grand Canyon auf dem Programm und irgendwie sind die Parks, so unterschiedlich sie auch sein mögen, alle zusammen ja dann doch halt wieder nur eine große Ansammlung von Felsen, Schluchten und Menschenmassen (zumindestens für uns). Wir brauchen jetzt schon ein bisschen Abstand und begeben uns auf die wenig befahrene, ca. 75 km lange, „Cottonwood Canyon Road“, über die ich bereits im Vorfeld gelesen habe, dass man sie nur bei sicherer Schönwetterlage befahren darf, da sie bei Regen absolut unpassierbar wird. Sie führt mitten durch die Berge von Utah, ohne Siedlungen oder Servicestationen. Der Wetterbericht ist gut, wir übernachten, bereits in der völligen Einsamkeit kurz vor Beginn der Straße und dann gehts los. Der erste Teil der Strecke ist recht gut in Schuss, wir sehen zwar immer wieder links und rechts tiefe Rinnen und jede Menge Erdhaufen, was davon zeugt, dass die Straße desöfteren neu geschhoben werden muss, aber alles läuft gut. Wir halten kurz beim „Grosvenor Arch“ und bewundern dieses riesige Felsfenster. Der zweite Teil der Canyon Road ist dann schon etwas herausfordernder, aber für den Unimog kein Problem. Aber dann passiert’s. Wir hören plötzlich ein lautes Zischen, erreichen gerade noch eine etwas breitere Stelle der Straße und schon kommen wir zum Stehen. Karl stellt den Motor ab und nun hören wir das Zischen deutlich, irgendwo muss der Unimog Luft verlieren. Es hilft nix, 35 Grad hin oder her, Karl schwingt sich in den Blaumann und setzt sich mitten in den staubigen Dreck unters Auto. Da das Zischen inzwischen aufgehört hat, muss ich den Motor starten und er versucht unterdessen, unten die kaputte Stelle zu finden, was ihm auch relativ schnell gelingt. Die Ersatzschläuche liegen dank Karl’s akribischer Ersatzteillagerhaltung, über die ich mich zu Unrecht oft lustig mache, griffbereit unter meinem Sitz, das defekte Stück wird herausgeschnitten und der Schlauch mit einem Zwischenstück, einer Art Kupplung, wieder verbunden. Ich assistiere von außen und kann nur ahnen wie viel Hitze Karl dort unten auf engstem Raum abbekommen muss. Aber er hält sich tapfer, die erste Schlauchverbindung stellt sich als undicht heraus, aber die zweite hält und der Unimog läuft wieder perfekt ohne Druckverlust. Wir sind wirklich extrem froh, dass die Reparatur so gut geklappt hat, weil Hilfe von außen hier mitten in den Bergen von Utah wäre extrem kompliziert und teuer geworden!

Nach dem Ende der kleinen Bergstraße erreichen wir bald das Städtchen Page und gleichzeitig Arizona. Wir wundern uns darüber, dass hier plötzlich so viele Autos unterwegs sind, die Boote auf Anhängern mithaben, wo wir doch ringsum nur Berge und eine eher wüstenartige Landschaft sehen. Die Lösung ist, dass hier 1962 eine riesige Canyonlandschaft geflutet wurde und dadurch entstand ein 150 (!) Kilometer langer Stausee mit 3.000 (!) Kilometer Uferlinie und damit das größte Wassersport Eldorado der gesamten USA! Page ist der Hauptort davon und super für uns zum Einkaufen. Wir füllen unsere Vorräte auf, ebenso steht ein Besuch im Liquor-Store an, wo ich neben Bier heute auch noch nach einer extra gute Flasche Wein suche, damit wir auf die geglückte Reparatur anstoßen können. Da kommt mir im „Sale“ eine Flasche „Kalifornischer Rosé Champagner“ für unglaubliche 8,00 Dollar gerade recht. Außerdem gibt’s gleich nebenan eine Tankstelle, wo der Liter Diesel umgerechnet nur € 1,22 kostet, was wir natürlich sofort ausnützen. Auf der Suche nach einem guten Übernachtungsplatz landen wir dann noch, mehr zufällig, am wunderschönen Aussichtspunkt „Horseshoe Bend Overlooking“, wo wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch ein paar wunderschöne Fotos machen. Danach sitzen wir zufrieden und glücklich über den Ausgang des Tages und ganz alleine an unserem Übernachtungsplatz, mit einzigartigem Blick auf die „Glen Canyon Staudamm Brücke“ und beobachten über uns die Milchstraße, die hier besonders ausgeprägt sichtbar ist, genau wie wir es schon einmal im westaustralischen Outback erlebt haben. Wir stoßen an mit dem kalifornische Rosé Champagner, der dann ein bisschen wie Bazooka-Kaugummi mit einem leichten Aroma von Kork schmeckt – Darf er für 8,00 Dollar ja auch,… .

Weiter geht’s Richtung Grand Canyon und die Straße führt jetzt durch die Reservate der Navajo- und der Hopi Indianer. Ihnen wurde wohl eine eher trostlose Wüstengegend zugeteilt, wir passieren laufend traurige, kleine Wohnwagen- und Barackensiedlungen mit ein paar Pick ups vor der Tür, nur riesige Ansammlungen von Postkästen an den Tankstellen zeugen davon, dass hier wohl überall Menschen wohnen. Verteilt am Straßenrand findet man Verkaufsstände, an denen die Indianerfrauen Kunsthandwerk und Silberschmuck verkaufen. Eine für mich höchst deprimierende Situation, in der sich diese einst so stolzen, ursprünglichen Eigentümer dieses Landes heute befinden. Ich kaufe mir an einem Stand ein Armband, verzichte dann aber auf einen Spaziergang, nachdem ich das Schild sehe, dass vor Klapperschlangen, giftigen Skorpionen, Spinnen, etc. warnt.

Den Eingang zum Grand Canyon auf 2.300 m Höhe erreichen wir wieder einmal relativ spät. Es ist schon Nachmittag und zu unserem Pech kommt dann, nachdem wir uns durch die ersten Aussichtspunkte, die man noch mit dem eigenen Auto anfahren darf, vorgearbeitet haben, auch noch ein starkes Gewitter auf, das die Shuttle-Busse auf der Hauptstrecke für mehr als eine Stunde außer Betrieb setzt. Lange ist nicht klar ob sie an diesem Tag überhaupt noch einmal fahren,, wir haben dann aber doch noch Glück und können zwar nicht die ganze Strecke des Canyonrandes, aber doch einen Großteil noch abfahren. Außerdem beschert uns das Gewitter einen wunderschönen Regenbogen über dem Grand Canyon als Fotomotiv. Der Gesamteindruck ist für uns dann wieder so ein „Na ja“ Hier nur ein paar Fakten: 6 Millionen Besucher im Jahr, Campingplätze im Park müsste man über Monate im voraus reservieren, Schlauchbootfahrten auf dem Colorado River bis zu einem Jahr voraus. Wollte man über die Hängebrücke über den Canyon und dort in der Lodge übernachten, müsste man sich dafür mindestens ein halbes Jahr vorher bewerben und die Karten werden dann unter den Bewerbern verlost. Der Besuch des gläsernen „Skywalks“ kostet über 70,00 Dollar pro Person und man darf dazu kein Handy mitnehmen, um Fotos zu machen,… . Diese Liste, die bei uns nur Kopfschütteln auslöst, ließe sich noch lange fortsetzen. Uns genügen die paar Stunden am Grand Canyon absolut, nur ein kleines Highlight dazu hebe ich mir dann noch für später auf.

Das Thermometer steigt wieder auf über 30 Grad, wir folgen ein Stück der „Original Route 66“, die einst von Chicago bis Los Angeles führte, heute aber längst durch große Interstates ersetzt wird. Auf dieser erreichen wir das Städtchen Kingman, eines der wenigen, durch die der alte Highway auch heute noch führt. Einige originale bzw. nachgebaute Relikte aus der „guten alten Zeit“ sind hier noch übrig, so essen wir natürlich in Mr. D’z Original Diner“ und besuchen das nur mäßig interessante „Route 66 Museum“.

 

Ebenfalls an der „Route 66“ liegt dann das Westernstädtchen Oatman, wohin bereits die Anfahrt eine echte Sensation ist. Die enge Straße windet sich durch die Felsen, man fühlt sich mitten in den „Wilden Westen“ versetzt, die Ausblicke sind einfach fantastisch. Oatman entpuppt sich dann als eigentlich sehr nettes Relikt aus alten Goldgräberzeiten, mitten in der Einsamkeit. Es besteht aber nur aus einer einzigen Hauptstraße und der Eindruck der eigentlich sehr schönen Fassaden wird nachhaltig dadurch getrübt, dass man Autos und die vielen Motorräder, die hier auf der „Route 66“ natürlich unterwegs sind, einfach entlang dieser Straße parken lässt. Hinter wirklich jeder einzelnen Fassade befindet sich dann ein Souvenirshop, nur im alten Hotel gibt es eine sehr nette Bar, in der jeder Zentimeter der gesamten Wände mit Ein-Dollar-Noten behängt sind. Das echte highlight von Oatman sind aber die wilden Esel, Nachfahren der Lasttiere der Goldgräber, die durch die Stadt spazieren und sich von den Touristen streicheln und mit speziellem Futter verwöhnen lassen. Die angekündigte, tägliche Wildwest-Show auf der Hauptstraße findet dann zu meinem Leidwesen doch nicht statt und wir machen uns wieder auf den Weg.

Bei Boulder City sind wir dann zurück im Bundesstaat Nevada und erreichen gleichzeitig die Mojave Wüste. Wir genießen einen wunderbaren Übernachtungsplatz ganz alleine am Ufer des Mojave Stausees zu dem der Colorado River hier auf 107 km aufgestaut wird. Für diesen Platz verlassen wir extra die Hauptstraße und fahren ewig lange über eine schmale Sand-Schotterstraße von 1.200 m auf 200 m zum See hinunter. Es zahlt sich aber wirklich aus, die Wüstenlandschaft und die im Licht wechselnden Farben des Sees sind einfach einmalig. Wir treffen keinen einzigen Menschen, braten Burger, schwimmen im lauwarmen See und genießen die Einsamkeit. Das einzig wirklich störende sind die Berge von Müll, die sich an vielen Stellen rund um den See angesammelt haben, woran auch die dafür angedrohten Strafen anscheinend nichts ändern können.

Nach weiterer Fahrt durch die endlose Mojave Wüste muss unsere nächste Station dann natürlich der „Hoover-Staudamm“ sein. Dieser wurde 1936 mit so viel Beton gebaut, dass man damit angeblich eine Straße von San Francisco bis New York, also über die gesamte Breite der USA betonieren könnte. Die Staumauer ist 223 m hoch, der Stausee 185 Kilometer lang und er ist das wichtigste Wasserresrvoir für fast drei Millionen Menschen in Las Vegas. Daher gilt er auch als potentielles Terroranschlagsziel und die Sicherheitskontrollen aller Fahrzeuge die zum Damm wollen sind enorm. Wir müssen sogar unsere Dachbox aufmachen, nachdem der Sicherheitsbeamte aber dann nicht recht weiß, wie er dort hinaufsteigen soll, beschränkt er sich darauf den Inhalt mit einem langen Spiegel kurz zu kontrollieren, was zwar völlig sinnlos ist, aber na gut, er tut ja auch nur seine Pflicht. Für den unbeschreiblichen Blick auf den riesigen Staudamm zahlt sich die Kontrolle aber allemal aus. Leider sinken auch hier, sichtbar an den hellen Stellen, die Wasserpegelstände in den letzten Jahren so rasch, dass Strände und Häfen am Stausee bereits aufgelassen werden mussten. Diese Wasserknappheit hängt wie ein Damoklesschwert über Las Vegas und es wurde deshalb bereits seit Jahren mit strikten Wassersparmaßnahmen belegt. Um die ständig wachsende Energieversorgung von „Sin City“ wie Las Vegas auch genannt wird, zu sichern, fährt man hier laufend an schier endlos erscheinenden Flächen mit Solarpanelen vorbei.

Ja, und dann taucht sie vor uns auf, mitten aus der Wüste, die Stadt auf die wir uns schon seit Wochen bzw. ich mich schon gefühlt mein ganzes Leben lang freue: Las Vegas! Einst nur ein winziger, unbedeutender Ort auf 630 m Höhe, mitten in der Wüste, verdankt Las Vegas seine Entwicklung dem glücklichen Zusammenfall der Aufhebung des Glückspielverbots in Nevada und dem gleichzeitigen Bau des Hoover Staudamms Anfang der 30er Jahre, was Scharen von Arbeitskräften in die Stadt und in die sofort entstehenden Casinos lockte. Heute zählt Las Vegas ca. 650.000 Menschen im Zentrum  bzw. ca. 2,5 Millionen im Großraum und ist die am schnellsten wachsende Stadt der USA. Es ist typisch für uns, dass wir den Grand Canyon in ein paar Stunden abgehandelt haben, aber für Las Vegas gleich einmal mindestens drei Tage einplanen. Von Anfang an fühlen wir uns richtig wohl in dieser Glitzerwelt. Hier lebt es und brodelt es, hier zwischen den riesigen Casinos mit den grell bunten Neonreklamen, den riesigen Hotels, Restaurants und Geschäften – Das ist unsere Welt! Die meisten der Campingplätze befinden sich am Stadtrand, aber wir haben Glück und finden einen Platz auf dem einzigen der sich mitten auf dem Strip befindet, dem „Circus Circus RV Park“. Der Platz ist nichts besonderes, im Gegenteil, fast wie der in New York erscheint er ein bisschen heruntergekommen, eine lieblose Asphaltfläche, mäßig saubere Sanitäranlagen, aber ein sehr schöner Pool. Das Beste daran ist aber die Lage. Zum Platz gehört auch ein riesiges Hotel mit dem Entrée in Form eines Zirkuszelts, wo sich auch das Casino befindet und wo man, an den Automaten und Spieltischen sitzend, den Luftakrobaten über sich an der Decke zuschauen kann – Einfach unglaublich – Einfach genial! Das ca. drei Kilometer lange Hauptstück des Strips liegt praktisch direkt vor unserer Haustüre. Am Abend bei immer noch fast 30 Grad (alleine wegen der vielen Gebäude und der Abluft der tausenden Klimaanlagen kühlt Las Vegas auch nachts niemals aus) ist das auch alles wunderbar, wir spazieren bis zum „Venetian“ dem großartig nachgebauten Venedig mit künstlichem Sternenhimmel und singenden Gondolieri, essen auch dort und bekommen dabei erstmals die exhorbitanten Preise von Las Vegas zu spüren. Ist alles in den USA sowieso schon teuer, hier legt man noch einmal ordentlich eine Schaufel drauf. Aber den Strip dann bei über 40 Grad am Tag zu erkunden, was wir am zweiten Tag gleich mal machen, ist eine echte Herausforderung! Die Sonne knallt herunter, man flüchtet so oft man kann in die Casinos, nicht um dort zu spielen, sondern um sich abzukühlen, oder in die riesigen Einkaufszentren mit den Luxusläden, wo man glaubt, Las Vegas hätte das Geld abgeschafft. So teure Läden haben wir wirklich noch nirgends gesehen. Egal ob bei Rolex, oder in den Luxus-Modegeschäften, hier kommt einem vor, als würden alle hinten noch eine Null mehr anhängen. Es ist unglaublich. Ich frage bei „Oakley“ ob sie vielleicht einen Bügel für meine in den Dünen ruinierte Lieblingssonnenbrille haben, leider aber vergeblich. Was sie blöderweise aber zufällig schon haben, ist genau diese spezielle Sonnenbrille im Verkauf. Ich überlege nur kurz, die Brille muss her, die andere kann ich ja dann in Österreich reparieren lassen. Ja, so bin ich halt, was soll ich tun. Andererseits schmeisse ich das Geld aber natürlich nicht ständig  so zum Fenster raus. Ich bin ja noch immer auf der Suche nach einem Friseurtermin, inzwischen bin ich so grau, dass ich in Oatman als Esel durchgegangen wäre, und ich hatte gedacht, in Las Vegas wäre es wohl kein Problem dem abzuhelfen. Ist es auch nicht. Ich finde einen Friseursalon in einer der vielen Shoppingmalls, wundere mich kurz darüber dass er völlig leer ist, die nette Dame am Empfang meint aber sie hätten natürlich offen. Ich sage ihr meine Wünsche, ein paar blonde Strähnen und vielleicht ein bisschen schneiden, sie rechnet kurz und verkündet strahlend, ja, das wäre möglich „at four thirty“. Es ist später Vormittag und der Salon ist leer und ich denke, warum soll ich denn erst um halb fünf nachmittags kommen?!? Ich frage sie, ob ich denn nicht gleich drankommen könnte und sie meint weiterhin lächelnd: Natürlich, „four thirty“ wäre ja auch nicht die Uhrzeit sondern der Preis,… – Was,…?!! Das meint sie nicht ernst…, vierhundertdreißig Dollar…. ?!! Ich bedanke mich artig und ergreife die Flucht – Kein Wunder dass die keine Kunden haben. Ich verschiebe somit den Friseurtermin weiter auf unbestimmte Zeit und denke mir: Egal, kennt Dich eh keiner hier.

In einem der kleinen Büros die man überall am Strip findet und wo man Karten für die großen Las Vegas Shows und vieles mehr kaufen kann, finde ich dann auch noch das was ich schon fast aufgegeben hatte. Einen Hubschrauberflug über den Grand Canyon. Überall hatte ich im Internet gesucht, kurzfristig war aber einfach nichts mehr zu kriegen, die Hubschrauber hört und sieht man täglich ab sechs Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang über die Stadt fliegen, aber es ist Wochenende und von allen Firmen hatte ich nur mehr Absagen bekommen. Umso größer ist die Freude bei mir, Karl wär’s glaube ich egal gewesen, aber ich denke halt, dass man nur vom Hubschrauber aus wirklich die ganze Schönheit des Grand Canyons sieht. Wir verlängern dafür unseren Aufenthalt noch einmal für eine Nacht, was uns absolut nicht schwer fällt, so viel gibt es hier ja noch zu sehen. Am Abend wandern wir den Strip noch weiter hinauf bis zum legendären „Bellagio“, vor dem jeden Abend eine unglaublich tolle Wasser-Licht-Musikshow stattfindet. Ich streike dann aber erst einmal nächsten Tag, bleibe tagsüber am Pool und Karl zieht alleine los, ihm macht die Hitze nicht so viel aus. Den Sonnenuntergang wollen wir uns an diesem Tag vom 350 m hohen Stratosphere Tower aus ansehen (im Vergleich das Rockefeller Center in New York, auf dem wir vor ein paar Monaten über die Stadt geblickt haben ist „nur“ 259 m hoch), in Las Vegas hat halt alles besondere Dimensionen. Inzwischen haben wir auf dem Campingplatz aber neue Nachbarn bekommen, fünf lustige Herren aus Ober- und Niederösterreich, die mit drei Harley Davidsons und einem Wohnmobil unterwegs sind, laden uns zu ein paar Bier ein, woraufhin wir den Sonnenuntergang sitzend auf ein paar Klapphockern erleben, aber die Aussicht vom Turm auf das Lichtermeer von Las Vegas ist dann auch später noch mehr als genial. Den Tag lassen wir mit dem ersten „koreanischen Barbecue“ unseres Lebens ausklingen, das dann so gut schmeckt, dass wir das auf jeden Fall wiederholen müssen.

 

Zum Hubschrauberflug werden wir mit einem Kleinbus vor dem Hotel abgeholt und fahren dann gemeinsam mit vier weiteren Passagieren hinaus zum Flughafen. Nach einer kurzen Einweisung des sehr symphatischen Piloten (unter anderem bittet er uns im Fall des Falles die „Speibsackerl“ zu benützen, weil er müsse ja schließlich hinterher den Hubschrauber putzen) nimmt er die Sitzverteilung vor und – wir haben schon wieder einmal riesiges Glück – Karl und ich bekommen die beiden Frontsitze neben dem Piloten, die restlichen vier Gäste müssen hinten Platz nehmen. Der Flug ist wirklich ein Höhepunkt. Wir fliegen fast zwei Stunden lang über die Mojave Wüste, über den Hoover-Staudamm, über Berge, Täler und Flüsse und natürlich über den Grand Canyon, was dessen unglaubliche Dimensionen erst erahnen lässt. Immer begleitet von den Informationen unseres Piloten, der uns z.B. auch erzählt, dass es noch immer eine lange noch nicht fertig ausgebeutete Goldmine im Lake Mead, dem durch den Hoover Staudamm entstandenen Stausee gibt, die damals beim Bau geflutet worden ist oder ein damals nagelneues, abgestürztes Flugzeugwrack eines Kampfflugzeugs, das seit einem „kleinen“ Unfall der US Army dort unten liege und zu dem man hinuntertauchen könne. Am Schluss dreht er noch eine Runde über Las Vegas und es begrüßt uns von weitem der sogar am Tag golden leuchtende Trump-Tower, bevor wir wieder sicher landen. Ein großartiger Abschluss unserer Las Vegas Tage.

Aber ganz weg sind wir ja noch nicht, wir verlassen den Campingplatz und fahren ans andere Ende des Strips zum „Hofbräuhaus Las Vegas“ dessen Motto lautet: „Oktoberfest ist jeden Tag!“. Nach fast sechsmonatiger Österreich-Abstinenz träume ich inzwischen schon manchmal von Schweinsbraten mit Semmelknödeln, das muss ich echt gestehen. Der Nachbau ist dann so authentisch, wir können es fast nicht glauben. Die Musik spielt „Ein Prosit“ und mehr, nicht ganz passend ist dann der Auftritt der Alphornbläser, die zum Abschluss laut „Ricola“ rufen, aber man darf das ganze halt nicht so ernst nehmen, der Spaß steht im Vordergrund und der ist auf jeden Fall da. Die Speisekarte würde ich am liebsten rauf und runter essen, schmecken tut das Essen wirklich sehr gut, die Riesenbrezn zum Obatzdn wird wie das Bier direkt aus Deutschland importiert, Karl’s Hendl hat etwas zu viel Geschmacksverstärker abbekommen, mein Schweinsbraten mit den Extra Knödeln ist wirklich super, am Schluss teilen wir uns noch Apfelkücherl mit Vanilleeis und über die Rechnung sprechen wir hier einfach mal besser nicht – Was sein muss, muss sein! Im Anschluss besuchen wir noch „Das Alte Las Vegas“ rund um die überdachte Fremont Street, wo super Partystimmung herrscht und wo die Preise wirklich noch ein bisschen normaler sind. So geht unser letzter Abend in Las Vegas zu Ende, mehr erzähle ich Euch jetzt nicht – Denn wie heißt es so schön: „What happens in Vegas – Stays in Vegas“! Nur eines noch bevor weitere Anfragen zu diesem Thema kommen: „Nein, wir haben nicht geheiratet und haben es auch nicht vor“ – Basta!

Eigentlich wäre das nächste Ziel nach Las Vegas eine Fahrt durchs „Death Valley“ gewesen. Ich hatte mich wirklich seit langem darauf gefreut, bereits eine Route mit all den Höhepunkten ausgearbeitet und das war eigentlich der einzige Nationalpark den ich auf keinen Fall von unserer Liste gestrichen hätte. Von den fünf österreichischen Herren am Campingplatz in Las Vegas höre ich dann zum ersten Mal, dass eine Durchfahrt durch das „Death Valley“ nach riesigen Überflutungen im August dieses Jahres nicht möglich sei. Google bestätigt mir das leider, es sind nach einer „Jahrtausendflut“ nur einzelne Aussichtspunkte befahrbar, die Durchquerung von Osten nach Westen mit einer Fahrt durch den legendären „Titus Canyon“, so wie ich mir das vorgestellt hatte, ist aber nicht möglich. Es kommt zu längeren Diskussionen zwischen Karl und mir, ich möchte trotzdem ins Death Valley, er meint, dass sich die lange Strecke hin und auf gleichem Weg an der Ostseite wieder zurück, nachdem die Durchquerung nicht möglich ist, nicht auszahlt. Schweren Herzens gebe ich am Ende nach, es fällt mir aber wirklich sehr schwer, weil ich natürlich weiß, dass diese Chance wahrscheinlich nie wiederkommen wird.

Los Angeles oder „Kennt ihr Arnie?“

Wir machen uns also gleich auf den Weg Richtung Los Angeles, auf dieser Fahrt Richtung Südwesten durch die nicht endenwollende Mojave Wüste wünsche ich mir das erste Mal eine Klimaanlage ins Auto, worüber ich sonst nur lachen kann. Die Sonne steht tief, kommt von vorne rechts und ich komme mir vor wie ein Brathuhn am Spieß. Es hat über 40 Grad, wir fahren den ganzen Nachmittag und bevor es um 19,00 Uhr endgültig stockdunkel ist, finden wir kurzfristig nur mehr einen Übernachtungsplatz neben einer Tankstelle mit vielen LKW’s. Eine schlechte Idee, der heiße Wüstenwind bläst auch noch am Abend durch die geöffneten Fenster und in der Nacht dröhnen die LKW-Motoren um uns herum, weil die Fahrer diese wegen der Klimaanlagen einfach laufen lassen. So viel zum Umweltschutz hier in den USA, das geht hier wirkich jedem am A… vorbei. Die Anzeige neben der Tankstelle zeigt um 22.00 Uhr noch 84 Grad Fahrenheit = fast 29 Grad. Die heiße Luft steht wie eine Glocke über dem Unimog. Karl ist das egal, er schläft und schwitzt gleichzeitig, ich krame meinen Mini-Ventilator hervor, mache aber trotzdem bis 03.00 Uhr früh kein Auge zu, dann wird es etwas kühler. Aber kaum kommt um 07.00 Uhr früh die Sonne wieder hervor, steigt die Hitze wieder ins Unermessliche. Wir geben Gas und erreichen wieder Kalifornien, hoffen, dass es an der Küste etwas kühler sein wird. Ca. 80 km vor Los Angeles, diesmal auf einem stark befahrenen highway, passiert es dann zum zweiten Mal. Es zischt wieder laut und es steht die nächste Reparatur eines Luftschlauchs an. Die Stelle ist ein bisschen verzwickter und Karl quetscht sich noch mehr als beim ersten Mal zwischen die heißen Teile unter dem Unimog, aber wir sind jetzt schon ein ganz gutes Team und er kriegt es auch dieses Mal wieder hin, den Schlauch zu flicken. Anhalten tut übrigens während der ganzen Reparatur kein einziger, das würde dir in Alaska oder im Norden Kanadas auf keinenFall passieren, man merkt hier schon den großen Unterschied zwischen den Menschen, die hier wohl alle mehr mit sich selbst beschäftigt sind. Da wir einen bestimmten Übernachtungsplatz anfahren wollen, landen wir zufällig auf einer wunderschönen Bergstraße, die uns abseits der großen highways durch enge Kurven hinauf bis auf 1.500 m bis zu einem Aussichtspunkt mit grandiosem Blick auf die Skyline von Los Angeles führt, wo wir inklusive traumhaftem Sonnenuntergang die Nacht verbringen.

Unser erster Weg in Los Angeles führt uns natürlich nach Hollywood, ein Foto mit dem Schriftzug muss ebenso sein wie der Besuch des „Walk of fame“. Dann geht es hinaus nach Santa Monica, wir entkommen gerade noch dem gefürchteten  Mega-Stau der die acht- bis zwölfspurigen Autobahnen in und um Los Angeles täglich zwischen 07.00 Uhr und 10.00 Uhr und zwischen 15.00 Uhr und 19.00 Uhr komplett lahmlegt und erreichen den Nobelort Santa Monica an der Küste wo es durch den Wind vom Meer zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder angenehm kühl wird. Wir spazieren genau zum Sonnenuntergang die Santa Monica Pier entlang, die mit dem Riesenrad, den Verkaufsständen und den umliegenden, endlosen Stränden genau wie im Fernsehen aussieht und wo nicht nur offiziell die Route 66 endet sondern wo die schönen AmerikanerInnen hingehen um zu sehen und gesehen zu werden. Mit dem freien Übernachten wird es hier um einiges schwieriger, überall herrscht ein Parkverbot entweder die ganze Nacht über oder – auch blöd – für zwei Stunden von 07.00 Uhr früh bis 09.00 Uhr früh, das verhindern soll dass Wohnmobile auf den normalen Parkflächen übernachten. Wir fahren ca. zehn Kilometer die Küste hinauf und finden einen wunderbaren Parkplatz direkt am Surfer-Strand „Topanga Beach“, wo wir für 3,– Dollar über Nacht stehen können und zusätzlich am nächsten Morgen einen Mega-Strand direkt „vor der Haustüre“ haben. Schon bei Sonnenaufgang vor 07.00 Uhr kommen hier die kalifornischen Beach Boys wie aus dem Bilderbuch (ja ok, auch ein paar fesche Girls sind dabei…) mit ihren Pick ups an, nehmen lässig ihre Surfboards von der Ladefläche und stürzen sich in die Fluten. Karl schläft noch, ich setze mich an den Strand und beobachte die Szenerie, bevor ich mich selbst in das ziemlich kalte Wasser stürze. Gleich nebenan beziehen die durchtrainierten Mitarbeiter der „Baywatch Live Guard“ ihre hohen Aussichts-Stühle und es fehlt nur noch dass David Hasselhoff mit Pamela Andersson um die Ecke biegt. Das Ganze ist wirklich exakt genauso wie man sich Beach-live“ in Kalifornien vorstellt. Hier surft wohl auch die Polizei, zumindestens haben die Polizeiautos Surfbretter auf dem Dach. Am nächsten Tag bummeln wir durch Santa Monica und holen beide den dringend notwendigen Friseurtermin nach. Die Preise hier sind auch nicht gerade günstig aber weit weg von denen in Las Vegas. Der Chef des Friseursalons hört, dass wir aus Österreich kommen und die erste Frage lautet natürlich sofort: „You are from Austria, do you know Arnie?“ Er erzählt uns gleich, dass er fünf Jahre lang für „Arnie“ gearbeitet hat und zeigt uns auch gleich das Haus wo Schwarzenegger sein Büro hatte. Das Restaurant „Schatzi on Main“das er damals zusammen mit Sylvester Stallone und dem Original Apfelstrudel-Rezept seiner Mutter hier an der Hauptstraße eröffnet hat, ist leider längst geschlossen aber ansonsten scheint er hier den Leuten noch in ziemlich guter Erinnerung zu sein. Frisch gefönt gibt’s dann noch ein Erinnerungsfoto mit unseren beiden Haarstylisten. Am nächsten Tag besuchen wir noch Venice Beach, was uns fast noch besser gefällt als Santa Monica. Dort get’s natürlich zum legendären „Muscle Beach“ wo Arnie früher mal trainiert hat, wir beobachten bewundernd die Skater bei ihren Kunststücken, schlendern die endlosen Souvenirstände und Restaurants entlang und beschließen dass wir jetzt endgültig die Nase voll haben von den überteuerten Preisen hier im Süden der USA. Kein Softeis unter 6,00 Dollar, kein Bier unter 9,00 Dollar, keine Gratis-Parkplätze – Nein, es war wirklich schön hier, wir haben Las Vegas genossen, das Beach-Life von Los Angeles,  aber jetzt haben wir echt Sehnsucht nach Normalität, wir wollen dringend nach Mexico!

Wir packen alles ein, verzichten auf einen Besuch von San Diego, halten dafür aber noch kurz bei der wunderschönen, kleinen Wallfahrtskirche „Wayfarer’s Chapel“, die fast nur aus Glas zu bestehen scheint und rundum von Bäumen umgeben ist, sodass man sich drinnen vorkommt, als würde man mitten im Wald sitzen, ein wirklich besonderer Ort.

Dann nehmen wir uns, aber nur weil ich noch einmal gutes wlan brauche um die mexikanische Autoversicherung abzuschließen, noch einmal einen Campingplatz der mit 127,00 (!!) Dollar als der bisher teuerste auf der ganzen Reise zu Buche schlägt und überqueren am 2. Oktober in Tecate, einer kleinen Grenzstadt, östlich vom berüchtigten Grenzübergang Tijuana gelegen, in einer wirklich einfachen Prozedur die Grenze zu Mexico. Karl fährt wieder mal flott an allen Grenzgebäuden vorbei, bis man uns aufhält, die jungen Grenzbeamten wollen nur unsere Pässe sehen, fragen nicht nach irgendwelchen Papieren für das Fahrzeug, machen endlos viele Fotos vom Unimog, freuen sich über Karl’s Aussage dass wir nach Chile fahren wollen und sind überhaupt sehr gut drauf. Sie wollen auch nicht ins Auto schauen und winken uns nach ein paar Minuten weiter. Wir befinden uns nun schon hinter der Grenze auf mexikanischem Gebiet, Karl will schon weiterfahren, aber ich kann ihn überzeugen, dass wir natürlich noch zur Immigration müssen. Wir und das Fahrzeug müssen schließlich offiziell in Mexico einreisen, der Unimog muss temporär eingeführt werden, sonst gäbe das bei der Ausreise riesige Probleme. Wir stellen ihn also an der Straße ab, gehen zu Fuß mit unseren Dokumenten zurück und fragen die jungen Herren die uns so lässig haben passieren lassen, nun nach dem Weg zur Immigration. Sie schauen uns ganz überrascht an, es scheint ihnen erst jetzt zu dämmern, dass wir vorher ja noch gar keine Einreisepapiere hatten und sie zeigen uns bereitwillig den Weg. Im Abfertigungsgebäude läuft dann alles ebenfalls ohne Probleme, aber natürlich in mexikanischem Tempo, das heißt: Es dauert. Wir füllen für uns zwei Einreisekarten aus, dürfen somit jetzt bis zu sechs Monate im Land bleiben und der Unimog bekommt sein „Banjercito“ und dürfte damit bis zu zehn Jahre im Land bleiben. Man muss dafür eine Kaution hinterlegen, die man bei der Ausreise mit dem Fahrzeug aus Mexico an jedem beliebigen Grenzübergang weder zurückbekommt. Alle Beamten sind sehr freundlich und wir begeben uns am Ende mit den vollständigen Dokumenten wieder zurück zum Unimog.

Schon nach wenigen Kilometern in Mexico fühlen wir uns wie in eine andere Zeit gefallen. Nichts ist hier mehr strikt geregelt, man parkt wo Platz ist, überall gibt es kleine Bars, kleine Geschäfte, mexikanische Musik dröhnt aus Lautsprechern, es ist als hätten wir eine große Last hinter uns gelassen. Ja, es war schön in den USA, im Gegensatz zu Kanada war es aufregender und abwechslungsreicher, wir hatten viel Spaß mit den immer lustigen Amerikanern, aber jetzt beginnt ein neuer Abschnitt auf den wir uns schon richtig freuen: Viva el Mexico!

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