Aufregendes Belize oder „Rum und Garifuna-Trommeln“
Die Grenzübertritt von Mexico nach Belize erweist sich als völlig einfach und super organisiert. In Belize gilt ja englisch als Amtssprache und obwohl mein Spanisch jetzt schon etwas passabler ist als noch vor drei Monaten, ist die ganze Verständigung bei der Zollabwicklung für das Auto halt dann doch einfacher in englisch. Alle Grenz- und Zollbeamten sind sehr freundlich und der Unimog wird außen kostenpflichtig desinfiziert (ja, wer weiß schon was man vom Nachbar Mexico alles eingeschleppt bekommen könnte,…) und temporär in Belize eingeführt. Den Großteil der frischen Lebensmittel haben wir noch vorher aufgegessen, den Rest gut versteckt aber es wird dann das Innere der Kabine gar nicht kontrolliert. Als Letztes kaufen wir uns noch eine Versicherung für den Unimog, bekommen dazu einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe und schon ist alles erledigt.
So unkompliziert abgefertigt, erreichen wir also am 4. Jänner 2023 den Norden von Belize. Das winzige Land mit nur ca. 23.000 km2 Fläche, eingezwängt zwischen dem zentralamerikanischen Dschungel und der Karibikküste, war früher ein Piratenparadies, dann lange Zeit als „Britisch Honduras“ ein Teil von Großbritannien und erst seit 1981 ist das jüngste und mit ca. 400.000 Einwohnern am dünnsten besiedelte Land von ganz Mittelamerika der unabhängige Staat Belize. Es lockt uns mit wunderbarer Landschaft, tropischem Tiefland, weißen Traumstränden, Inseln, dem größten Barriere-Riff der nördlichen Hemisphäre und einer kunterbunten Bevölkerung aus Mestizos, Kreolen und Nachfahren der Mayas. Dazu kommen noch geschäftstüchtige Chinesen, deren Vorfahren als Arbeiter Mitte des 19. Jahrhunderts eingewandert sind und denen inzwischen die meisten Supermärkte im Land gehören und die dunkelhäutigen Garifuna, die von ehemaligen Sklaven abstammen und die viel afrikanische Kultur mit ins Land gebracht haben. Belize hat, anders als seine südlichen und westlichen Nachbarn Honduras und Guatemala, mehr Verbindung zu den USA, der Belize Dollar hängt fix mit 2:1 am US Dollar mit dem man daher auch jederzeit im Land bezahlen kann. Leider ist Belize um einiges teurer als seine Nachbarländer und wir haben daher in Mexico noch alle unsere Dieseltanks gefüllt, um möglichst in den ca. zwei Wochen die wir durchs Land fahren wollen, gar nicht tanken zu müssen. Die meisten Panamericana Reisenden lassen Belize entweder überhaupt aus oder sie besuchen nur kurz eine der beliebten „Cayes“, eine der wunderschönen, der Karibikküste vorgelagerten Inseln. Das hat das kleine Land aber gar nicht verdient, denn von Anfang an begegnen uns die Menschen hier mit großer Neugier und Freundlichkeit.
Das erste das uns auffällt ist, dass es unglaublich ruhig ist in Belize. Nach dem immer lauten, quirrligen Mexico mit seinen überall gegenwärtigen Straßenverkäufern, kleinen Comedores mit lauter Musik und knatternden Mopeds auf den Straßen, ist das total ungewohnt. In Belize herrscht fast gar kein Verkehr, in den Ortschaften und Städten fährt man Fahrrad und alles läuft viel geregelter und nach Mexico für uns fast wie in Zeitlupe ab. Wir fahren am ersten Tag nur mehr ein kleines Stück bis zum kleinen Städtchen „Corozal“, wo wir erst einmal Geld abheben und uns Belize-Internet besorgen, 11 GB gibt’s hier für umgerechnet 23 Euro, das ist immerhin schon etwas besser als in Mexico. Sonst hat Corozal nicht viel zu bieten, wir finden dort aber auch noch einen wunderbaren Übernachtungsplatz direkt am Meer und es ist schon mal super, dass sich in diesem Land anscheinend überhaupt keiner darum kümmert, dass wir mit dem Unimog über Nacht irgendwo stehen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf Richtung Süden. Die Landschaft ist eher flach, es wechseln sich Viehweiden mit
Dschungelgebieten ab. Wir erleben dann gleich einmal live wie man in Belize, wenn man Neb
enstraßen benützt, Flüsse überquert. Nämlich mit Kurbelfähren, auf denen zwei bis drei Autos Platz haben und die dann, an einem über den Fluss gespannten Stahlseil festgemacht, per Muskelkraft von zwei Mann über den Fluss „gekurbelt“ werden. Karl hilft gleich mal beim Kurbeln aus und einer der beiden Männer f
reut sich somit über eine Pause. Zum Übernachten fahren wir am Abend einfach in Feldwege hinein und suchen uns einen einsamen Platz im Wald. Nichts ist abgesperrt, keine Verbotsschilder
halten uns
ab, Belize ist ein wirklich gastliches Land für Overlander. Weiter gehts dann oft mitten durch riesige Zuckerrohrfelder und es begegnen uns auch immer wieder Lastwagen, die hoch mit Zuckerrohr beladen sind und dieses zum Verarbeiten in die Destillerien bringen. Der belizische Rum schmeckt wunderbar karibisch, gleich am ersten Tag haben wir uns natürlich eine Flasche gekauft, man muss ja schließlich mit den landestypischen Getränken up to date sein,… .
Es gibt nur vier Hauptverbindungsstraßen in ganz Belize und wir folgen dann dem „Southern Highway“ als erstes in Richtung des Fischerdorfes „Sarteneja“. Die Straße, etwa im Ausmaß einer österreichischen Bundesstraße, ist ganz gut in Schuss (Gott sei Dank haben die Engländer hier nie den Linksverkehr eingeführt!), aber ab der ersten Abzweigung von der Hauptstraße landen wir auf einer von tiefen Schlaglöchern übersäten Schotterstraße, die uns fast zu Schritttempo verdammt und die restlichen 60 Kilometer zur absoluten Qual werden lässt. Sarteneja entpuppt sich dann als ein eher unscheinbares, ziemlich verlassenes Dorf, seit Corona gibt es dort eigentlich nur mehr ein kleines Lokal und einen „Pizza to go“-Shop und ein paar private Vermieter, die Zimmer für wen auch immer anbieten, denn Touristen sehen wir nahezu keine.
Das Wassertaxi zwischen Belize-City und den Cayes kommt hier nur auf Bestellung vorbei, Strand gibt es auch keinen, aber irgendwie hat das Dörfchen dann doch einen ganz eigenen Charme. Man kennt sich untereinander nach nur ein paar Stunden und vor allem serviert das einzige Lokal, mit fantastischem Blick aufs Meer, so dermaßen gutes und günstiges Essen und eine Flasche vom wunderbar würzigen, belizischen „Belikin“-Bier kostet hier nur umgerechnet € 1,70 , so dass wir trotz allem zwei Nächte bleiben. Das Mädchen das im Lokal ab und zu serviert erzählt uns dann, dass auch in Belize seit dem letzten Jahr alles, wie Lebensmittel aber auch Strom und Gas viel teurer geworden sei. Sie und ihre Familie hätten am Anfang gemeint, es würde sie nicht so hart treffen, sie hätten ja immer noch das Gemüse aus dem eigenen Garten und ihre Hühner, zwischenzeitlich sei aber sogar das Hühnerfutter um fast 50 % teurer geworden und sie überlegen, wie lange sie sich die Hühner noch leisten können… .
Da es nur eine einzige Straße nach Sarteneja gibt, quälen wir uns dann wieder 60 km über die löchrige Schotterpiste zurück und setzen unsere Reise gemächlich weiter Richtug Süden fort. Schließlich erreichen wir Belize-City, die einstige Hauptstadt des Landes (heute ist das Belmopan), über die man eigentlich nichts anderes hört, als dass sie hässlich, gefährlich und ohne Sehenswürdigkeiten sei. Egal, übernachten müssen wir sowieso irgendwo, warum also nicht dort. Wir stellen uns also am Hafen mit wunderbarem Ausblick für umgerechnet € 12,00 auf einen angeblich 24 Stunden bewachten Parkplatz, über den ich dann gleich mal in einem Reisebericht von anderen Overlandern lese, dass man ihnen hier
während eines Spaziergangs das Auto aufgebrochen hat. Wir vertrauen aber auf unsere Schlösser am Unimog und starten zur Stadterkundung. Was uns hier sofort auffällt ist, dass alle Türen und Fenster von Geschäften mit starken Eisengittern geschützt und die Wohnhäuser überall von hohen Mauern mit Stacheldrahtrollen umgeben sind. Das weitere Ergebnis des Stadtrundgangs ist dann aber leider ebenfalls trist und ernüchternd, es ist Sonntag, alle Geschäfte sind geschlossen, nicht einmal ein offenes Café ist zu finden. Wir landen schließlich, was
wir sonst eigentlich nie tun, im „Best Western Hotel“, wo man uns dann wenigstens auf der Terrasse bei wunderbarer Aussicht Café bzw. Bier serviert. Als wir dann am Abend, es ist bereits dunkel, wieder von unserem Parkplatz weggehen wollen, um uns ein Lokal zum Essen zu suchen, fragt uns der dortige Wächter am Eingang ganz entgeistert, wo wir zwei denn jetzt noch zu Fuß hingehen wollen? Sie würden nämlich jetzt gleich die Tore schließen und der Parkplatz wäre dann für die Nacht geschlossen. Wir sagen ihm, dass wir zum Essen gehen wollen und er meint nur, ok, er würde seinem Kollegen Bescheid geben, dass der uns später wieder reinlässt, aber: „Please Sir and Ma’m, be very careful and don’t walk too far“. Offensichtlich geht man in Belize City als Tourist nach Einbruch der Dunkelheit wohl nicht zu Fuß… . Wir finden dann tatsächlich ein offenes Restaurant, dessen Eingang ebenfalls von einem Wächter bewacht wird und gehen nach einem wunderbaren Abendessen unbehelligt und ganz ohne irgendein schlechtes Gefühl wieder zu Fuß zurück zum Fährhafen, wo uns die Nachtwächterin nach kurzer Diskussion letztendlich doch wieder das mit einer dicken Eisenkette versperrte Tor öffnet und sich wohl fragt, wo denn diese beiden Verrückten um diese Zeit zu Fuß wohl herkommen mögen. Am nächsten Morgen wandern wir nocheinmal durch die Straßen, die am Montag wieder belebter, aber auch voller wirklich aufdringlicher Bettler sind und kommen dann insgesamt zu dem Schluss, dass Belize-City zwar keine Stadt ist, die uns Angst gemacht hat, aber auch keine, wo es uns ein zweites Mal hinzieht.
Weiter gehts dann Richtung Süden, wieder einmal mit neuen Verkehrszeichen an der Straße, diesmal wird vor Jaguaren und Tapiren gewarnt, die hier wohl öfter die Straße überqueren sollen,
leider sehen wir aber keinen von beiden, wahrscheinlich sind die auch mehr bei Dämmerung bzw. Dunkelheit unterwegs, wo wir uns möglichst von den Straßen
fernhalten. Mehr zufällig landen wir dann auf einer winzigen Halbinsel, namens „Gale’s Point“, die wie eine Nadel nur wenige Kilometer in eine Salzwasserlagune hineinragt. Es ist fast nur ein Damm mit einer Schotterstraße, der wir durch ein winziges Dorf hindurch folgen, links und rechts nur Palmen und das Meer. Ein wirklich paradiesisches Fleckchen Erde, wir sind total begeistert und finden auch gleich, kurz nach der letzten Hütte des Dorfes, einen
unbefestigten freien Platz, ohne jegliches Schild und beschließen
dort zu übernachten. Menschen auf Fahrrädern und Mopeds fahren an uns vorbei und winken uns freundlich zu und es dauert keine zehn Minuten, da bleiben schon die ersten stehen, kommen näher und fragen uns aus, woher wir kommen, wo die Reise hingeht usw. Sie sagen uns, es sei überhaupt kein Problem, dass wir hier über Nacht stehen bleiben, das Land hier neben der Straße gehöre sowieso keinem. Touristen, so hören wir, kämen nur selten hier vorbei, umso mehr als die einzige Lodge die sich
ganz am Ende der kleinen Halbinsel befindet, seit Corona geschlossen sei. Sie freuen sich daher wahrscheinlich über die Abwechslung und natürlich spricht sich schnell herum, dass hier zwei Touristen übernachten werden. So werden wir auch von Kindern besucht, die alle sehr lieb und zugänglich sind, Karl beim Kochen beobachten und auf unsere Fragen meistens sehr höflich mit „Yes Sir“ oder „No Ma’m“ antworten. Als wir dann am Ende noch ein
paar Lutscher verteilen (jaaa, ich weiß schon, dass viele dagegen sind,…), sind wir sowieso deren Helden des Tages. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang und als wir später dann noch bei einem Glas
Wein draußen sitzen, kommt eine junge Frau mit ihrem Baby vorbei, setzt sich zu uns, stellt sich als Sheridan vor, macht Smalltalk und, wie erwartet, es kommt natürlich am Ende die bekannte Geschichte: Sie packt ein paar Halsketten aus und erzählt, dass sie die selbst gemacht hat und sie damit das einzige Geld verdient, dass sie braucht, um ihre Kinder zur Schule zu schicken, usw. Natürlich sind wir längst vertraut mit diesen Storys, sie begegnen einem ja ständig auf so einer Reise, aber manchmal kaufen wir ihnen halt eine Kleinigkeit ab, so lange sie freundlich und nicht zu aufdringlich sind. So auch heute, wir kaufen zwei Halsketten die wir nicht brauchen für je 10 Belize$ = 5 Euro und dann erzählt uns Sheridan noch, dass sie uns auch eine private Bootstour von ca. einer Stunde zu den Manatis, die hier in einem Warmwasserloch mitten in der Lagune leben, anbieten könnte für 35 Belize$ pro Person, da sie (natürlich) einen Bekannten mit einem Boot hätte. Da ich, seit ich im Fernsehen einmal einen Bericht über diese Seekühe gesehen habe, diese immer schon in natura sehen wollte, sagen wir zu und vereinbaren, dass Sheridan und ihr Freund uns am nächsten Vormittag abholen. Nach einer wunderbar ruhigen Nacht weckt uns die Sonne und gleichzeitig hält neben uns ein Pick up mit einem Einheimischen am Steuer, der uns in rüdem Ton darüber informiert, dass er der Besitzer des Grundstücks sei, auf dem wir übernachtet haben und wir ihm dafür jetzt 15 US$ (!) zahlen müssen. Karl entgegnet ganz ruhig, dass das nicht sein könne wir hätten am Vortag die Auskunft bekommen, dass wir hier gratis stehen dürften und es gäbe ja auch kein einziges Schild hier. Der Mann regt sich gleich auf und besteht auf seiner viel zu hohen Forderung. Karl bietet ihm daraufhin um des lieben Friedens willen 10 Belize$ an, woraufhin er meint, wenn wir nicht die von ihm geforderte Summe
bezahlen, würde er jetzt die Polizei holen. Karl sagt ihm, das könne er ruhig tun, gar kein Problem, daraufhin verschwindet er und ward nicht mehr gesehen. OK, er hat’s halt probiert. Etwas später holen uns dann Sheridan und ihr Freund Liston
mit einem kleinen Boot ab und wir fahren hinaus in die Lagune. Als wir bei dem Warmwasserloch ankommen, wo die Manatis leben, ist dort das Wasser aber komplett trüb
und in den ganzen 20 Minuten die wir dort verbringen und gespannt rund ums Boot blicken, sehen wir nur ab und zu und zudem sehr weit entfernt, wie sie zum Luft holen kurz die Nase an die Oberfläche strecken. Der ganze Ausflug ist also nicht wirklich ein Highlight, aber gut, die Bootsfahrt durch die Lagune war ganz schön und Liston hat sich echt bemüht und uns einiges erzählt über die Manatis, über das Volk der Garifuna dem hier im Ort alle angehören und die Situation der Bewohner von Gale’s Point, die, seit die einzige Lodge mit dem Ausbruch von Corona geschlossen wurde und die letzten Arbeitsplätze dadurch wegfielen, echt schlecht ist. Ok,
denken wir, dann sollen sie das vereinbarte Geld auch bekommen. Sheridan begleitet uns noch zum Unimog und Karl gibt ihr die vereinbarten 70 Belize$ – und dann kommt’s: Plötzlich behauptet sie, es wären nicht Belize sondern US$ ausgemacht gewesen, also umgerechnet das doppelte! Wir fallen aus allen Wolken und sagen ihr, dass das definitiv nicht stimmt und dass für diese Tour nicht einmal die Summe in Belize$ gerechtfertigt sei. Sie besteht aber darauf und meint, für Touren sei in ganz Belize die Bezahlung in US$ üblich und ob wir nicht wüssten, was allein das Benzin für das Boot schon koste, usw. Karl gibt letztendlich nach, was mich sehr wundert und wir geben ihr die 70 US$ wobei ich ihr aber noch sage, dass ihr solche Tricks in Zukunft kein Glück bringen werden. Sie versucht sich daraufhin noch mehrmals bei uns zu entschuldigen, aber wir wollen nichts mehr hören, packen zusammen und fahren weiter. Weil mich das Ganze wirklich ärgert, mache ich dann etwas, was ich sonst wirklich nie tue, ich schreibe eine Warnung in „I Overlander“, eine App von der ich weiß, dass sie von fast allen Reisenden genützt wird und bin mir sicher, dass in Zukunft keiner von denen die hier vorbeikommen mehr Geschäfte mit Sheridan machen wird. Es tut mir leid für die vielen anderen, wirklich lieben Einheimischen die wir dort getroffen haben aber ein paar einzelne faule Äpfel gibt es halt leider in jedem Garten.
Es geht weiter Richtung Süden und schon nach kurzer Fahrt (es ist ganz ungewohnt, wie nahe beisammen alles in Belize liegt) erreichen wir den kleinen Ort Hopkins. Wir folgen der Schotterstraße bis zum Meer
und als wir an deren
Ende direkt neben der Strandbar „Luba Laruga“ zum Stehen kommen, meinen wir, mitten im karibischen Paradies zu sein. Die kleine Strandbar mit ihren bunten Barhockern und Liegen, aus deren Lautsprechern bester Reggae-Sound klingt, rundherum Palmen und dahinter der Sandstrand und das türkisblaue Meer. Das gibt’s ja gar nicht, denkt man im ersten Moment, bin ich in einem Werbefilm für die Karibik, oder was? Shanon, der Besitzer der Bar, ist ein immer gut gelaunter Garifuna, der Overlandern erlaubt, für umgerechnet fünf Euro pro Nacht neben seiner Bar zu übernachten und seine, wie gewohnt, sehr rustikale Toilette und Dusche zu benützen. Er ist eine „Ein-Mann-Firma“ und einer der relaxtesten Menschen die ich jemals getroffen habe. Er wohnt gleich ein paar Häuser weiter, in der
Früh kommt er, zusammen mit seinem unglaublich lieben und frechen Dackelmischling und schaltet gleich mal seine Reggae-Musik ein. „Music is my live“, hört man bei jeder Gelegenheit von ihm. Dann macht er seine Bar und die Toilette sauber, glättet den Sand rund um seine Strandbar, zwischendurch fährt er meistens einkaufen, dabei bleibt die Bar natürlich offen, wer in der Zeit kommt der wartet halt,
denn man weiß, sobald die Musik läuft,
ist hier offen und dann kommt auch Shanon irgendwann wieder. Zeit hat hier sowieso jeder genug. Dann serviert er seinen Gästen Getränke und kocht nebenbei auch noch ganz alleine. Der ganze Dörfchen Hopkins, bestehend eigentlich nur aus drei Straßen, entpuppt sich dann als total
symphatisch. Es gibt viele, kleine Cafés, Geschäfte und Lokale und in einem erleben wir gleich am ersten Abend
einen Live-Auftritt einer Garifuna-Trommlergruppe, die eine so super Stimmung verbreiten, dass niemand dabei die Füsse am Boden behalten kann. Ganze drei Nächte anstatt der einen geplanten verbringen wir dann bei Shanon, der schon immer aus vollem Hals lacht, wenn ich ihm sage, dass wir wieder eine Nacht verlängern möchten und mir jedesmal antwortet: „All right my deer, stay and chill and enjoy your live!“ Und genau das tun wir dann hier in Hopkins auch!
Entsprechend schwer fällt uns dann der Abschied von Shanon und Hopkins, aber wir wollen noch ein Stück weiter in den Süden von Belize. Nachdem wir ja auf einen Ausflug zu den beliebten Inseln den „Cayes“ verzichtet haben, zieht es uns nach „Placencia“ oder wie man hier auch dazu sagt, „auf das Caye zu dem man fahren kann“. Placencia liegt nämlich am Ende einer langen, schmalen Halbinsel und ist von großartigen Stränden umgeben, sodass es fast wie eine Insel wirkt. Es ist ein malerisches Städtchen mit einem wunderschön angelegten Fußweg, der zwischen Strand, Beachclubs, Restaurants, kleinen
Bars und Souvenirständen entlang
führt und eigentlich könnte man sich hier wirklich wohlfühlen – wenn – , ja wenn es hier nicht von Amerikanern und Kanadiern nur so wimmeln würde. Sie sind einfach überall, haben sich hier Wohnungen und Häuser als Alterssitz gekauft, bevölkern die Lokale,
in denen man sich dann zum Sundowner vorkommt, als wäre man in einem amerikanischen Seniorenheim. Um das
mitzuerleben reicht uns eigentlich eine Übernachtung, am späteten Abend bleiben wir jedoch dann bei Barman Robert und seinem symphatischen Chef in deren „Rum-Bar“ hängen, wobei wir natürlich auch den hier hergestellten „Big Titty Rum“ ausgiebig kosten müssen und so kommt es, dass wir dann doch noch einen zweiten Tag anhängen, den ich, allerdings diesmal nur bei viel Orangensaft, mittels super wlan in der „Barfuß-Bar“zum Hochladen der Fotos und Fertigstellung des zweiten Teils meines Mexico-Blogs nütze. Ja, und ich stelle dabei fest: Es gibt mal wieder wahrlich schlechtere Plätze zum Arbeiten!
Zum Schluss noch ein Abenteuer oder „Fliege mit mir durch den Dschungel…“
Wir sind nun fast im Süden von Belize angelangt, ein Stück weiter unten liegt dann nur mehr der Ort „Punta Gorda“, von wo aus man mit einer Fähre nach Honduras fahren könnte, auf unserem Weg liegen aber vorher noch die Länder Guatemala und El Salvador und so wenden wir uns von hier aus nach Westen und folgen dem „Hummingbird Highway“ (der Hummingbird, der Kolibri, ist der Wappenvogel von Belize). Dieser führt leicht bergauf, quer durch die Maya-Mountains, in Richtung des einzigen Grenzüberganges
zwischen Belize und Guatemala. Mitten im hügeligen Dschungelgebiet stoppen wir hier bei den „Angel falls“ um uns – beide zum ersten Mal – auf eine Zipp-Line zu wagen. Diese hier soll eine der besten, schnellsten und höchsten hier in Belize sein und über acht Stationen in luftiger Höhe durch den Dschungel führen. Wir sind schon
sehr gespannt, werden vom professionellen „Angel-Falls-Team“ überaus freundlich willkommen geheißen und erst einmal per Auto ins Innere des Dschungels
transportiert. Dort wird uns die Gurtausrüstung angelegt und wir bekommen eine kurze Einführung
über die beste Rutsch- und Bremstechnik die eigentlich ganz einfach klingt: Eine Hand über die Bremse, aber erst bremsen wenn der Guide ein Handzeichen gibt und schon gehts los. Bei der ersten Station lasse ich’s gleich mal so richtig laufen, übersehe offenbar das Bremszeichen des Guides und der hat dann ganz schön zu tun, um mich abzufangen – Sehr peinlich! Umso mehr bremse ich dann natürlich beim zweiten Mal und muss mich die letzten Meter zum Ziel per Hand am Seil entlang handeln – auch kein Glanzstück!. Aber dann habe ich den Bogen raus und genieße, genauso wie Karl, die immer höher und schneller werdenden Abschnitte der Zipp-Line. Es ist echt ein Wahnsinns-Erlebnis, in so einer Höhe und mit solchem Tempo über den Dschungel zu „fliegen“ und viel zu schnell hat der Spaß ein Ende und wir kehren zurück auf den Boden und zum Unimog.
Da wir es am gleichen Tag nun nicht mehr bis zur Grenzstadt „San Ignacio“ schaffen, suchen wir vor Einbruch der Dunkeheit nach einem Übernachtungsplatz und finden diesen im „Country-Park“ eines Mennoniten-Ortes namens „Spanish Lookout“. Dieser besteht aus einer Gemeinde von ca. 2.000 „plautdietschen“ Mennoniten, die ursprünglich um 1770 aus dem Norden von Deutschland und aus Holland nach Russland
ausgewandert waren, 100 Jahre später aber dort verfolgt wurden und daraufhin nach Kanada weitergewandert sind. Seit den 1950er Jahren gibt es sie auch in Belize, sie gelten als äußerst fleißig und als Landwirtschaftsprofis, leben oft noch ihre alten Traditionen,
fahren vielfach noch in Kutschen, sprechen privat weiterhin ihr „plautdietsch“ und bleiben gerne unter sich. Der Country-Park mit einem wunderbaren See in der Mitte, umgeben von Alleen mit hohen Bäumen, steht allen Bewohnern und auch Gästen offen und es finden sich hier auch große Sportplätze , Picknic-Tische und Veranstaltungslocations, die für Feste und Hochzeiten genützt oder vermietet werden. Als wir bei gerade anbrechender Dunkelheit dort
ankommen, findet dort eine Hochzeit mit hunderten von Gästen statt. Am nächsten Tag will ich genau das machen, was ich immer sofort und als erstes mache
sobald wir in der Nähe eines Sees oder am Strand sind. Ich gehe eine Runde schwimmen. Karl, der schon von einem Rundgang zurückkommt meint, vorne am Steg wär’s wohl am besten zum Reinspringen,
ich solle aber vorher noch die Tafeln mit den Baderegeln lesen. Baderegeln? Hier? – Wozu das denn, denke ich mir, ist doch kein Mensch da, außer mir. Ja, stimmt – und als ich am Steg ankomme, sehe ich auch warum. „Krokodil-Lebensraum, Schwimmen auf eigene Gefahr“ steht auf der Tafel, na ok, dann wohl lieber doch nicht, denke ich und begebe mich zurück zum Unimog, wo Karl schon lachend auf meinen Rückzug wartet. Trotzdem das Schwimmen ausfällt, bleiben wir zwei Nächte an diesem wunderschönen Platz, bevor es endgültig weiter Richtung Grenze geht.
Im grenznahen Städtchen „San Ignacio“, ganz im Westen von Belize, suchen wir uns dann als erstes einen Copy-Shop, da wir für die kommenden Grenzen überall Kopien von unseren Reisepässen, von Karl’s Fürerschein und dem Zulassungsschein des Unimogs brauchen werden. Gott sei Dank haben wir noch den „Teil 2“ des Zulassungsscheines, den wir jetzt immer beim Zoll verwenden, den „Teil 1“ mussten wir ja, zusammen mit den Original-Kennzeichen, vor der Verschiffung in Antwerpen an die Versicherung zurückschicken. Den Original-Typenschein von 1979 haben wir nur an der Grenze zu Mexico einmal verwendet, die vielen Eintragungen und Neutypisierungen nach dem
Komplett-Umbau des Unimogs machen die Mitarbeiter beim Zoll nur verrückt. Nachdem wir alle Kopien fertig haben, finden wir einen super Übernachtungsplatz mitten in der Stadt, direkt gegenüber der hiesigen Polizei und genießen dann unseren letzten Tag und Abend in Belize. Als Draufgabe finden wir dann noch am nächsten Vormittag neben dem schönen Markt von San Ignacio, in einer kleinen „French Bakery“ ein echtes Sauerteigbrot. „Ein echtes Sauerteigbrot“ – Für Euch zu Hause wahrscheinlich unverständlich, aber mittlerweile ist das für uns schon fast ein Grund zum Feiern. Zwar natürlich aus Weizen, aber immerhin, nach wochenlanger, süßer Pampe ist das ein echtes Highlight. Wir hauen vor der Grenze noch die letzten Eier, die Speckreste und den Käse in eine Pfanne und zusammen mit dem wunderbaren Brot ergibt das ein echtes Festessen!
Dann heißt es endgültig Abschied nehmen von Belize. Wir sind sehr froh, dass wir dieses kleine Land mit dem großen karibischen Lebensgefühl nicht ausgelassen haben auf unserer Reise, auch wenn es hier doch um einiges teurer war wie z.B. in Mexico. Also: „Danke Belize, schön und aufregend war’s hier, weiter geht das Abenteuer für uns schon morgen in Guatemala!